Facettensyndrom (Rückenschmerzen durch Wirbelgelenkarthrose) - Symptome und Behandlung

Was ist ein Facettensyndrom?

Jeder Wirbel der Wirbelsäule besteht aus einem Wirbelkörper und einem Wirbelbogen. Die Wirbelbögen haben Fortsätze nach oben und unten. Je zwei untere und obere Fortsätze bilden das sogenannte Facettengelenk. Zwischen den Wirbeln sitzen die Bandscheiben als Stoßdämpfer und erlauben Bewegungen der Wirbel gegeneinander.

Gut zu wissen

Ein Facettensyndrom wird auch als Facettengelenksyndrom, Wirbelgelenkarthrose oder Spondylarthrose bezeichnet. Damit ist eine Verschleißerscheinung der kleinen Wirbelsäulengelenke (Facettengelenke) gemeint. Besonders häufig tritt das Facettensyndrom im Bereich der Lendenwirbelsäule auf.


Ist der Abstand, also die Höhe, zwischen den Wirbeln vermindert, funktioniert das Facettengelenk nicht mehr korrekt und wird fehlbelastet. Mit zunehmendem Verschleiß verringert sich der Abstand zwischen den einzelnen Wirbeln und die Knochen reiben aneinander, was große Schmerzen verursachen kann. Dann spricht man von einemFacettensyndrom oder Spondylarthrose.

Bei einer Arthrose sind die Knorpelflächen zweier Knochen, die in einem Gelenk aneinander liegen, beschädigt oder zerstört. Die Arthrose gilt als häufigste Gelenkerkrankung. Fast 60 Prozent der erwachsenen Deutschen leiden hin und wieder unter Beschwerden einer Arthrose in der Wirbelsäule.

Die Wirbelsäule spielt bei einer Spondylarthroseeine zentrale Rolle. Obwohl die Facettengelenke der Lendenwirbelsäule besonders beansprucht und dementsprechend anfälliger für Verschleiß sind, kann das Facettensyndrom auch im Bereich der Halswirbelsäule und der Brustwirbelsäule auftreten.

Ursachen für ein Facettensyndrom (Wirbelgelenkarthrose)

Die häufigste Ursache einer Spondylarthrose ist die altersbedingte Verschleißerscheinung.

Auch können Bandscheibenoperationen die Entstehung einer Spondylarthrose begünstigen. Denn wenn die Bandscheiben eine verminderte Funktionstüchtigkeit aufweisen, erhöht sich die Belastung der Wirbelgelenke. Bandscheibe und Facettengelenke stehen durch ihre ähnliche Funktion in einer engen Wechselbeziehung. Schäden an einer der beiden Strukturen führen meist zu Schäden an der anderen Struktur.

Als weitere Ursache gelten auch Entzündungen, Zysten und Tumore der Wirbelgelenke. Dadurch können starke Schmerzen entstehen, worauf der Körper mit einer unwillkürlichen Verhärtung (Verspannungen) der umliegenden Muskulatur reagiert.

Symptome einer Wirbelgelenkarthrose / Facettensyndrom

Die Symptome einer Wirbelgelenkarthrose sind vielfältig und sagen nicht unbedingt Konkretes über die Schwere der Arthrose aus. Tatsächlich können minimale degenerative Veränderungen bereits starke Schmerzen auslösen, während größere Verschleißerscheinungen in manchen Fällen nur wenige Beschwerden verursachen.

Das häufigste Symptom bei einem Facettensyndrom sind starke lokale Schmerzen, die in allein drei Wirbelsäulenabschnitten (Lendenwirbelsäule (LWS), Brustwirbelsäule (BWS) oder der Halswirbelsäule (HWS) auftreten können. Tritt die Spondylarthrose im Lendenwirbel-Bereich auf, können die Schmerzen in Beine, Gesäß und Leistengegend ausstrahlen. Ist die Halswirbelsäule betroffen, kommt es zu Nackenschmerzen, die in Unterarme, den Hinterkopf oder den oberen Rücken ausstrahlen können.

Wenn Schmerzen auftreten, ist er zumeist dumpf, er kann aber auch stechend oder bohrend sein. Im Laufe des Tages können die Schmerzen oftmals zunehmen, da die Wirbelsäule durch den aufrechten Gang dauerhaft belastet wird, während sie in der Nacht weitgehend belastungsfrei ist.

Dazu verursacht eine Spondylarthrose Schmerzen beim Bücken, bei Drehbewegungen und Positionswechseln. Zusätzlich können im Rahmen eines Facettensyndroms auch Hüftbeschwerden auftreten. Auch Muskelkrämpfe in den Beinen sind bei der Spondylarthrose möglich. Insgesamt kann es bei einem Facettensyndrom zu erheblichen Einschränkungen im täglichen Leben kommen. Selbst Fieber, Müdigkeit und Gewichtsverlust können auf eine Spondylarthrose im Körper hindeuten.

Die Symptome einer Spondylarthrose im Überblick

  • Starke lokale Schmerzen im Rückenbereich
  • Bewegungsschmerzen
  • Hüftbeschwerden
  • Muskelkrämpfe in den Beinen
  • ggf. Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust


Diagnose: Wie untersucht ein Arzt ein Facettensyndrom?

Die Diagnose einer Spondylarthrose erfolgt im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung. Im ersten Schritt verschafft sich der behandelnde Arzt einen Überblick über die Beschwerden (Anlaufschmerz morgens, Schmerz bei Streckung und Drehung, lokaler Druckschmerz) des Patienten und führt eine körperliche und neurologische Untersuchung durch.

Im zweiten Schritt kann Bildgebung (z.B. Röntgen oder MRT) genaueren Aufschluss über den Zustand der Wirbelsäule und das Krankheitsbild geben. Röntgenaufnahmen zeigen meist eine Arthrose der Wirbelgelenke, das MRT zeigt außer der Arthrose auch noch die anatomischen Veränderungen.

Um nachzuweisen, dass die Symptome von den Facetten kommen, kann eine weitere Methode eine Spondylarthrose nachzuweisen. Dabei wird ein lokales Betäubungsmittel direkt an den Nerv des Wirbelgelenk injiziert. Kommt es nach diesem Test zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden und Schmerzen, ist die Diagnose des Facettensyndroms gesichert.

Wie wird ein Facettensyndrom behandelt/therapiert?

Je nach Schwere und Fortschritt der Erkrankung, aber auch in Abhängigkeit der bisherigen medizinischen Historie des Patienten, stehen verschiedene Behandlungsarten bei einer Spondylarthrose zur Verfügung.

Konservative Behandlung

Primär erfolgt die Therapie einer Spondylarthrose ohne Operation. Da sich die Ursache einer fortgeschrittenen Wirbelgelenkarthrose nicht beseitigen lässt, stehen Schmerztherapie (u.a. mit der Einnahme von Medikamenten wie Schmerzmittel) oder Physiotherapie im Vordergrund. Idealerweise wird eine Krankengymnastik mit wirbelsäulenfreundlichen Sportarten wie Rückenschwimmen, Radfahren, Tanzen oder Nordic Walking ergänzt.

Operative Behandlung

Wenn die konservativen Methoden nicht (mehr) greifen, lassen sich die Schmerzen beim Facettengelenksyndrom durch eine minimalinvasive Behandlung mit einem Laser (Thermo-Denervation) behandeln. Bei der Thermodenervation besteht das Ziel darin, den Schmerz, der von den Nerven in der Gelenkkapsel gemeldet wird, zu blockieren.

Bei schwerwiegenden Krankheitsverläufen, wie bei einer Spinalkanalstenose oder einem Bandscheibenvorfall, können minimalinvasive Operationen mit Hilfe von Mikrochirurgie Symptome lindern. Liegt eine Instabilität in Folge der Spondylarthrose vor, kann mit einer Stabilisierung Erfolge erzielt werden.

Ist ein Facettensyndrom heilbar?

Leider ist ein Facettensyndrom nicht heilbar. Wenn Verschleiß der Wirbelgelenke fortgeschritten ist, kann man sie nicht mehr regenerieren. Aber es gibt gute und konsequente präventive Möglichkeiten, also Vorbeugung, um eine positive Lebensqualität genießen zu können.

Berufsunfähigkeit bei Facettensyndrom?

Patienten stellen teils die Frage, ob aufgrund eines Facettensyndroms eine Berufsunfähigkeit anerkannt wird, bzw. ob man Anspruch auf einen Behindertenausweis hat. Die Antworten: Eine Berufsunfähigkeit könnte anerkannt werden, wenn die Behinderung maßgebliche Tätigkeiten, die für den Beruf notwendig sind, unmöglich macht. Es kommt also auf den Beruf und speziell die Tätigkeit an. Einen Behindertenausweis erhalten Menschen, die einen Grad der Behinderung (GdB) von 50 haben. Ein Facettensyndrom erreicht auf der GdB-Skala maximal 10. Man gilt also mit einer Spondylarthrose nicht als schwer behindert.


Wie kann ein Facettensyndrom vorgebeugt werden?

Ganz wichtig: Schwere körperliche Arbeit begünstigt eine Wirbelerkrankung. Das heißt - das Heben schwerer Lasten strapaziert den Rücken und die Wirbelsäule massiv, und die Wirbelgelenke verschleißen schneller, vor allem in der Lendenwirbelsäule.

Die Symptome des Wirbelgelenksyndroms lassen sich lindern und das Fortschreiten der Problematik bremsen. Zwar kann eine Spondylarthrose nur bedingt vorbeugt werden, dennoch gibt es Maßnahmen, mit der eine Verschlechterung vorgebeugt werden kann, wie beispielsweise Rückenschule, Gewichtsreduktion, Rückenschwimmen.

Gemeinsam mit einem Physiotherapeuten wird die Muskulatur der Wirbelsäule stabilisiert. Eine gestärkte Muskulatur ist notwendig, um Wirbelgleiten oder ein Facettensyndrom zu verhindern. Die Übungen, die zur Linderung der Symptome beitragen, können auch zu Hause durchgeführt werden.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

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Der Artikel wurde zuletzt am 21.04.2023 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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Quellenangaben und weiterführende Literatur

  • R. Krämer, et al.: Bandscheibenbedingte Erkrankungen: Ursachen, Diagnose, Behandlung, Vorbeugung, Begutachtung. Deutschland, Thieme, 2013.

  • J. Jerosch & J. Heisel: Das lumbale Facettensyndrom. Springer-Verlag, 2. Auflage, 2006

  • M. Glees: Bildgestützte Interventionen beim lumbalen Facettensyndrom. Deutsche Zeitschrift für Akupunktur, Springer Medizin, 03/2018, Deutschland, 2018.

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Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Gebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeder mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.

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