Definition - was ist ein Hämangiom?
Hämangiom = Blutschwamm. Jeder von uns hat so einen Blutschwamm - auch Erdbeerfleck oder Blutschwämmchen genannt - schon einmal gesehen. Da auf einem Ultraschall des Babys im Mutterleib die Entwicklung eines Blutschwämmchens (embryonaler Tumor) nicht sichtbar ist, sind Eltern besonders erschrocken, wenn ihr Baby mit einem sichtbaren Blutschwamm auf die Welt kommt. Meist sind diese im Gesicht oder am Haarschopf zu sehen. Zehn bis 12 Prozent der Neugeborenen sind von einem Hämangiom betroffen. Somit sind Hämangiome die häufigsten gutartigen Tumore bei Kleinkindern.
Tatsächlich kann so eine gutartige Neubildung der Blutgefäßein mehreren Organen vorkommen. Allerdings nicht mehr sichtbar: Im Knochengewebe, im Lungengewebe, im Nierengewebe, in der Leber, im Pankreasgewebe (Bauchspeicheldrüse). Hämangiome sind Fehlbildungen durch einen Überschuss an Gewebe, die in den Venen, den Arterien oder in den Lymphgefäßen wuchern.
Das Blutschwämmchen ist ein gutartiger Tumor, der von selbst keine Symptome verursacht. Deshalb wird ein Wirbelsäulen-Hämangiom bzw. Wirbelkörperhämangiom bei den meisten Menschen nicht entdeckt. In der Regel ist es somit in den Wirbelkörpern bzw. im Wirbelbogen fast immer ein Zufallsbefund, welcher im Rahmen einer ganz anderen Untersuchung entdeckt wird. Betroffen sind meist die Brust- und Lendenwirbelsäule. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Wenngleich derartige Hämangiome an sich gutartig sind, können sie zur Gefahr werden. Durch ihr Wachstum fordern sie Platz in der Wirbelsäule, können auf Nerven drücken und wichtige Strukturen angreifen bzw. zerstören. Sie könnten selten eine Instabilität verursachen mit Gefahr an Wirbelbrüchen.
Häufigkeit
Von diesen Wucherungen der feinen Blutgefäße sind nicht nur weiche Körperregionen wie beispielsweise die Haut betroffen. Sie kommen ebenso im Knochenskelett vor. 40 Prozent aller Hämangiome des knöchernen Skeletts finden sich an der Wirbelsäule. Sie werden als die sogenannten Wirbelkörperhämangiome bezeichnet. So ein Wirbelkörperhämangiom kann den kompletten Wirbel befallen. Es ist auch möglich, dass nur Teile des Wirbelkörpers betroffen sind. Die häufigsten gutartigen Tumore der Wirbelsäule stellen mit 11 Prozent die Hämangiome dar.
Ursachen der Hämangiome
Blutschwämmchen entstehen, wenn sich Blutgefäße neu bilden und dabei wuchern, eine sogenannte Neubildung der Blutgefäße. Ausgangspunkt der Neubildungen von Hämangiomen ist die Zellschicht, die das Innere der Blutgefäße auskleidet. Die genauen Ursachen für Hämangiome sind nicht bekannt. Möglich sind genetische und erbliche Faktoren. Grundsätzlich können Blutschwämmchen überall dort entstehen, wo es Blutgefäße gibt, also nach außen hin sichtbar, aber auch innerlich an den Organen.
Symptome von Wirbelkörperhämangiomen
Die Symptome eines Wirbelkörperhämangioms sind vielschichtig: Fast immer kommt es zu schmerzhaft eingeschränkten Beweglichkeit in dem Wirbelsäulenabschnitt, in dem sich das Hämangiom eingenistet hat. Achten Sie dabei besonders auf Druck- und Klopfschmerzhaftigkeit. Ein Hämangiom kann durch den Druck auch Blutgefäße, Muskulatur oder das Rückenmark belasten. Möglich sind auch Sensibilitätsstörungen und Blasen-Mastdarm-Störungen. Patienten berichten auch immer wieder über sogenannte Ruheschmerzen. Das sind Schmerzen in Ruheposition, also ohne, dass der Körper in irgendeiner Form belastet wird.
Bei bösartigen (malignen) Tumoren kommt es oftmals nicht nur zu Schmerzen, sondern zu weiteren Symptomen - u. a.: Fieber, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß, Lymphknotenvergrößerungen, Abgeschlagenheit.
Diagnostik - wie diagnostiziert man ein Hämangiom?
Die meisten Patienten, die sich an ihren Facharzt wenden, sind ratlos und verängstigt. Sie können die Symptome nicht deuten. Sie haben keine Vorstellung von der möglichen Diagnose. „Was wächst da in meinem Körper?“ ist eine Frage, die Ärzten immer wieder gestellt wird. Nun, die Frage kann auch der beste Facharzt nicht sofort beantworten. Doch er kann, um eine genaue Diagnose zu nennen, ein Diagnoseverfahren einläuten, an dessen Ende Klarheit herrscht.
Zur Diagnose gehört als Allererstes bekanntlich immer das Gespräch, das Anamnesegespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten. Hier schildert der Patient sein Befinden und nennt Symptome. Es muss von Arzt und vom Patienten ausführlich und gewissenhaft geführt werden, damit der Arzt Informationen bekommt, die ihn auf die richtige Spur bringen. Nach der Befragung des Klienten folgen die Schritte, die der Arzt anordnet. Das sind normalerweise neurologische Untersuchungen, Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Labordiagnostik, möglicherweise auch nuklearmedizinische Untersuchungsverfahren und eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe).
Therapie - so behandelt man ein Blutschwämmchen erfolgreich
Kleine stabile Hämangiome benötigen keine Eingriffe sondern nur Kontrolluntersuchungen. In etwa einmal im Jahr kann eine MRT-Kontrolle zeigen, ob sich das Hämangiom vergrößert hat. Um Wirbelbrüche zu vermeiden, kann die Kyphoplastie angewandt werden. Liegt schon eine Instabilität bzw. ein Bruch vor (beides geht mit Schmerzen einher), dann werden die betroffenen Segmente stabilisiert werden. Sollte das Hämangiom in den Spinalkanal eingedrungen sein, oder liegen schon gebrochene Knochenfragmente im Spinalkanal, dann werden diese aus dem Spinalkanal mikrochirurgisch entfernt.
So ein Eingriff mag in der Theorie einfach klingen, in Wahrheit erfordert das Entfernen höchste chirurgische Kunst. Schließlich beheimatet die Wirbelsäule mit dem Rückenmark und den Spinalnerven lebensnotwendige und äußerst sensible Bestandteile des Nervensystems. Bei der Entfernung des Wirbelkörperhämangioms darf es in keinem Fall zu Schädigungen der Nerven kommen. Schädigungen der Nerven sind eigentlich immer irreparabel. Vorbeugend kann ein Hämangiomwirbel im Rahmen einer Operation durch Knochenmaterial ersetzt werden.
Können Hämangiome Metastasen durch den Körper schicken?
Die Frage ist berechtigt und die Antwort ist, nach bestem wissenschaftlichen Wissen, eindeutig: Nein. Denn das Hämangiom ist ein gutartiger Tumor, und Hämangiome bilden keine Metastasen. Häufigster gutartiger Lebertumor ist das Hämangiom (Blutschwämmchen), eine Neubildung von Blutgefäßen in der Leber.
Prognose zu Hämangiomen der Wirbelsäule
Entwarnung für die Zukunft, also die Prognose zu Hämangiomen der Wirbelsäule ist gut! Ein dickes aber bleibt: Nach dem Zufallsbefund und der folgenden operativen Therapie sollte der Patient mindestens ein Jahr lang engmaschig eine fachärztliche Kontrolle akzeptieren. Die sogenannte Verlaufskontrolle erfolgt im Rahmen einer Kernspintomografie und Röntgenuntersuchungen.
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Der Artikel wurde zuletzt am 30.05.2022 geprüft und aktualisiert.
Über den Autor
Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.
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Quellenangaben und weiterführende Literatur
K. Bohndorf: Radiologische Diagnostik der Knochen und Gelenke. Deutschland: Thieme, 2006.
U. Weber., M. Weyreuther, M. Westphal, C.E. Heyde, J. Zierski: MRT-Atlas: Orthopädie und Neurochirurgie. Wirbelsäule. Deutschland: Springer Berlin Heidelberg, 2006.
I. Wanke, D. Uhlenbrock, M. Forsting: MRT der Wirbelsäule und des Spinalkanals. Deutschland: Thieme, 2009.
T. Kluba: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Deutschland: Thieme, 2010.
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