Knochenzysten der Wirbelsäule - Symptome, Behandlung

Was ist eigentlich eine Knochenzyste?

Eine Knochenzyste ist eine gutartige tumorähnliche Knochenläsion, die einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum im Knochen darstellt. Als Läsion (lateinisch laesio, deutsch ‚Verletzung‘) wird eine Schädigung, Verletzung oder Störung einer anatomischen Struktur oder physiologischen Funktion bezeichnet. Meist treten Knochenzysten im Kindes- und frühem Erwachsenenalter auf.

Es gibt zwei Arten von Knochenzysten:

  • Die juvenile (solitäre) Knochenzyste
  • Die aneurysmatische Knochenzyste

Die juvenile Knochenzyste

Die sogenannte juvenile (solitäre) Knochenzyste äußert sich überwiegend im Wachstumsalter bei Kindern und Jugendlichen. Sie findet sich größtenteils in den langen Knochen, also den Beinen und den Armen. Diese Zyste verursacht keine Schmerzen, deshalb ist sie überwiegend ein Zufallsbefund. In den meisten Fällen wird die juvenile Knochenzyste daher im Rahmen eines Knochenbruchs entdeckt. Radiologisch erkennt man sie dann im Röntgenbild. Ein Knochenbruch ist die häufigste Komplikation, die durch diese Form der Knochenzyste hervorgerufen wird. Wenn die Zyste aktiv ist und langsam wächst, dann reicht für den Bruch ein leichter, unbedeutender Schlag.

Die aneurysmatische Knochenzyste

Die sogenannte aneurysmatische Knochenzyste kommt seltener vor als die juvenile Knochenzyste. Bei nur etwa 6% aller Knochenzysten handelt es sich um aneurysmatische Zysten. Diese Art kommt nicht nur in den langen Knochen und im Becken vor, sondern auch im Bereich der Wirbelsäule (Wirbelkörper, Wirbelbogen). Betroffen sind in erster Linie Kinder und junge Erwachsene. Ihr optischer Unterschied zur Knochenzyste: Ihre Höhle ist mit Blut gefüllt. Im Unterschied zur solitären Knochenzyste äußert sie sich oftmals durch Schmerzen und eine sich schnell vergrößernde Vorwölbung.

Ganz wichtig

Gehen Sie zu einem Facharzt, wenn es Symptome gibt, die Ihr Wohlbefinden negativ beeinflussen, wenn Sie Schmerzen oder Schwellungen im Bereich der Knochen verspüren. Mit anderen Worten: Ausnahmslos jede Knochenveränderung muss von einem Facharzt begutachtet werden.

In welchem Alter und wie häufig treten Knochenzysten auf?

Die solitären Knochenzysten treten am häufigsten in der Altersgruppe der 4- bis 10-jährigen, also bei Kindern, auf. Zu 55 bis 65 Prozent finden sie sich in den Oberarmknochen, zu 25 bis 30 Prozent im Oberschenkelknochen.

Von einer aneurysmatischen Knochenzyste sind in erster Linie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zehn und 20 Jahren betroffen. Die aneurysmatischen Knochenzysten machen etwa sechs Prozent der Knochenläsionen aus.

Knochenzysten bei Erwachsenen treten deutlich seltener auf. Menschen mit mehreren Knochenzysten sind überwiegend männlich, Frauen sind weniger von dieser Erkrankung betroffen.

Unbekannte Ursachen von Knochenzysten der Wirbelsäule

Bei der Suche nach den Ursachen von Knochenzysten der Wirbelsäule stößt man auf ein paar Fragezeichen. Heißt im Klartext: Im Prinzip sind die genauen Ursachen für die Entstehung von Knochenzysten nicht bekannt.

Mögliche Ursachen von aneurysmatischen Zysten sind:

  • Verletzungen des Knochens
  • Blutgerinnsel
  • Entzündungen
  • Entwicklungsstörungen

Auch Blutwechselsstörungen stehen im Verdacht eine Ursache von Knochenzysten zu sein, da sie als Ergebnis Stoffe aktivieren können, die den Knochen zerstören. Interessanterweise sind oft auch Menschen mit Osteoarthritis, rheumatischer Arthritis und chronischer Gicht betroffen.

Symptome - Alarmsignal sind Schmerzen nach minimalen Verletzungen

Einfache Knochenzysten haben vordergründig überhaupt keine Symptome. Sie sind einfach nur erkannt worden, weil es aufgrund verringerter Knochenfestigkeit zu einem Bruch bzw. nach einem Unfall zu einem Knochenbruch gekommen ist.

Natürlich kann es auch zu Schwellungen kommen. Alarmsignal sollten allerdings Schmerzen nach minimalen Verletzungen sein. Wenn sich Zysten durch Schmerzen bemerkbar machen, sind es überwiegend schwer definierbare, ziehende Schmerzen, die vor allem bei Reizen wie Kälte oder Hitze auftreten.

Größere Zysten verursachen dauerhafte Schmerzen. Aneurysmatische Knochenzysten in der Wirbelsäule können zu Funktionsstörungen führen. Vor allem klagen Patienten bei aneurysmatischen Knochenzysten über Schmerzen im Femur (Oberschenkelknochen), Tibia (Schienbein) und in den dorsalen Anteilen der Wirbelsäule. Das sind quasi die ‚Lieblingsorte‘ für aneurysmatische Knochenzysten.

Die Diagnose von Knochenzysten

Wann immer Sie bei sich oder bei Ihrem Kind eine Knochenveränderung oder anhaltende Schmerzen im Rücken erkennen, gibt es nur einen Weg: Ein Termin bei einem Facharzt.

Der Spezialist wird das sogenannte Anamnesegespräch führen, in dem er sich die Beschwerden erklären lässt. Er wird tasten, fühlen, Fragen stellen. Aber allein das Gespräch reicht nicht für eine Diagnose. Deshalb wird er bildgebende Untersuchungen anordnen - in erster Linie eine Röntgenaufnahme in zwei Ebenen, möglicherweise noch eine Magnetresonanztomografie (MRT).

Wichtig ist zu erkennen: Ist es eine juvenile oder eine aneurysmatische Knochenzyste? Handelt es sich um eine gutartige oder eine bösartige Neubildung? Wenn die Aufnahmen eine aneurysmatische Knochenzyste zeigen, wird der Arzt ganz sicher eine Untersuchung für nötig halten, weil es sich um einen Tumor handeln könnte. Die aneurysmatische Knochenzyste kann sehr aggressiv und gefährlich werden. Die sichere Diagnostik entscheidet letztendlich über die Therapie.

Behandlung von Zysten im Knochen

Die einfache (juvenile) Knochenzyste und die aneurysmatische Knochenzyste werden unterschiedlich behandelt.

Beobachtung statt aktiver Behandlung

Bei der einfachen Knochenzyste ist nicht immer eine Behandlung notwendig, wenn Folgeschäden der Zyste weitgehend ausgeschlossen werden können. Es reicht, sie zu beobachten. Wenn Zysten weniger als fünf Zentimeter lang oder breit sind, verschwinden sie gewöhnlich. Mit Abschluss der Wachstumsphase sind Knochenzysten nicht mehr erkennbar.

Behandlung mit Cortison oder Füllung

Falls sie doch behandelt werden sollen, gibt es im Normalfall zwei Möglichkeiten, um Knochenbrüche an dieser Stelle zu verhindern. Die Knochenzyste bekommt einen Cortison-Reiz, der injiziert wird, damit sie ausheilt. Weiterhin kann die Knochenzyste mit einem löffelähnlichen Instrument ausgeschabt (Kürettage) und der Hohlraum mit einer Knochensubstanz aufgefüllt werden. In manchen Fällen werden Schrauben in den Knochen eingesetzt, die den Knochen stabilisieren.

OP aufgrund einer Knochenzyste

Die aneurysmatische Knochenzyste sollte immer chirurgisch entfernt werden. Weil sie gut durchblutet ist, kann sie ansonsten weiterhin wachsen, Schmerzen verursachen, die Knochensubstanz aufbrauchen und somit den Knochen nachhaltig schädigen. Die Auffüllung der Höhle erfolgt mit Knochenzement (Kyphoplastie). Nach zwei Jahren - wenn kein neues Zystengewebe gewachsen ist - kann der Zement entfernt und der Hohlraum mit eigenem Knochen aus dem Beckenkamm aufgefüllt werden. Falls diese Zysten zu Instabilität der Wirbelsäule führen, dann kämen hier Stabilisierungsmaßnahmen in Frage.

Prognose zu Knochenzysten - verzichten Sie auf gefährliche Sportarten

Die Prognosen zur Behandlung und dem weiteren Umgang mit Knochenzysten sind grundsätzlich gut, wenn die entsprechenden therapeutischen Maßnahmen von einem Facharzt vorgenommen wurden. Denn dann ist der Knochen an der Stelle, an der die Zyste saß, wieder so belastbar wie in der Zeit vor der Entstehung der Zyste.

Dennoch ist es sinn- und verantwortungsvoll, auf gefährliche Sportarten und/oder Tätigkeiten zu verzichten, um Knochenbrüche nach der Schädigung durch eine Knochenzyste zu vermeiden.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 14.04.2023 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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