Was sind Nackenschmerzen?

Das Besondere an unserem Hals ist nicht nur, dass er (normalerweise) so wunderbar beweglich ist, er hat auch TÄGLICH eine schwere Last zu tragen; unseren Kopf! Der Hals ist voll mit Nerven, vielen Muskeln und sieben Wirbelkörpern. Er ist bereit, viele Sünden des Alltags zu tragen und zu verzeihen, aber wenn’s ihm zu viel wird, reagiert er! Und nicht gerade freundlich, sondern mit Schmerzen.

Nackenschmerzen treten sehr häufig auf

Fast jeder dritte Erwachsene hat einmal im Jahr (jeder zweite Erwachsene einmal im Leben) mit verspannungsbedingten Nackenschmerzen zu tun. Dabei sind Frauen öfter betroffen als Männer. Oft dabei: ein steifer Hals, Schmerzen an Schulter und Arm. Bei jedem zehnten Erwachsenen mit wiederkehrenden Nackenschmerzen werden sie chronisch. Berufsbedingt verursachte Nackenschmerzen sind am häufigsten.

Bei Nackenschmerzen gibt es manchmal einen ernsten Hintergrund

Die Hauptursachen für Nackenschmerzen sind Haltungsprobleme und überlastete Muskeln im Rücken-, Nacken-, und Schulterbereich. Auf Dauer verkürzen und verhärten sie sich - und werden schmerzhaft. Nacken-, Rücken- und Kreuzschmerzen haben auch ihre Wurzeln in der Psyche, oder aber die Psyche greift irgendwann in das Schmerzgeschehen ein. Nackenschmerzen nach einem Auffahrunfall sind meist Folge eines Schleudertraumas. Bei dem abrupten Aufprall wird der Kopf vor und zurück geschleudert - Muskulatur und Bänder am Hals werden überdehnt.

Degenerative Veränderungen des Bewegungssystems als Ursache für Nackenschmerzen sind nicht zu unterschätzen, z. B.: Degeneration der Bandscheibe, Verschleiß der Wirbelsäule, BandscheibenvorwölbungenBandscheibenvorfall, Instabilität, Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke (Arthrose), Bildung knöcherner Sporne an den Wirbeln (Spondylose) oder Verkalkung von Bändern. Als Ursache gilt auch das Fibromyalgie-Syndrom (chronische Schmerzkrankheit der Muskeln). Dieses Syndrom geht mit erheblichen Muskelschmerzen einher. Der Nacken ist hier nur eine von mehreren Schmerzzonen am Körper.

Infektionen im Kopf- und Halsbereich, rheumatische Krankheiten sowie einige Tumor- und Knochenerkrankungen gehören zwar auch zu den Ursachen, sind aber tatsächlich eher selten.

Nackenschmerzen treten oft mit anderen Symptome auf

Nackenschmerzen selbst sind ein Symptom, das verschieden Gründe haben kann. Häufig leiden die Betroffenen unter einem steifen Hals. Es gibt weitere Symptome: Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindelgefühle, Ohrengeräusche, Müdigkeit, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Taubheitsgefühle und kurzfristiges Kribbeln am Arm. Nachts können sich Schmerzen verstärken, etwa bei Husten und Niesen oder beim Wenden des Kopfes. Auch vegetative Symptome wie etwa Schwitzen an der Handinnenfläche sind möglich.

So stellt Ihr Arzt die treffende Diagnose

Was bedeutet eigentlich Diagnose? Diagnose ist die Feststellung oder Bestimmung einer Krankheit. Das Wort ist abgeleitet von der Altgriechisch diágnosis (Unterscheidung, Entscheidung).

Unkomplizierte Schmerzen im Nacken mit vorwiegender Muskelverspannung diagnostiziert Ihr Arzt klinisch. Das heißt - er stellt Ihnen Fragen, und er macht eine körperliche Untersuchung. Mit seinen Händen tastet er die Halswirbel ab, so kann er leicht Verspannungen aufspüren. Er klopft Ihre Wirbelsäule ab, checkt, ob es irgendwo schmerzt. Strahlt der Schmerz in ein oder in beide Beine aus, untersucht Ihr Arzt, ob bestimmte Nervenwurzeln gereizt sind. Bei dieser neurologischen Untersuchung testet er die Muskelkraft und Ihre Reflexe. Bei der Sensibilitätsprüfung streicht der Arzt mit der Hand über Schultern, Arme oder Hände, um zu testen, ob eine Gefühlminderung besteht.

In der weiterführenden Diagnostik kann (und wird…) Ihr Arzt bildgebende Verfahren einsetzen. Das sind Röntgenaufnahmen, eine Computertomografie oder Magnetresonanztomografie zur Schichtbilddarstellung der (Hals-)Wirbelsäule, möglicherweise auch des Halses oder Kopfes. Hinzu wird er Blutuntersuchungen anordnen, möglicherweise sogar ein kardiologisches Diagnoseverfahren empfehlen. Mit diesen Untersuchungen kann festgestellt werden, ob ein Bandscheibenvorfall, eine BandscheibenprotrusionSpinalkanalstenose, Syringomyelie, ob Zysten, Tumore oder eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke vorliegen.

Bitte, nehmen Sie Nackenschmerzen nicht auf die leichte Schulter

Schmerzen sind immer ein Hinweis, ein Alarmsignal. Deshalb ist es wichtig, auf Schmerzen zu achten. Nehmen Sie Nackenschmerzen nicht auf die leichte Schulter…! Ein kurzzeitig eingenommenes Schmerzmittel kann die Schmerzen lindern bzw. beseitigen. Eine Halskrause, die den Nackenbereich für eine Weile still hält, kann eine gute Therapie sein, ebenso Physiotherapie und Chirotherapie. Als Therapie können auch physikalische Anwendungen wie Strom- oder Ultraschallbehandlungen verordnet werden. Sie fördern die Durchblutung und Stoffwechselprozesse im Gewebe und wirken entspannend. Und gelockerte Muskeln werden besser durchblutet, was die Schmerzen lindern kann. Dringend zu empfehlen ist eine Arbeitsplatzgestaltung nach ergonomischen Gesichtspunkten. Bei überlagerten Depressionen können psychotherapeutische Therapieansätze zum Einsatz kommen. Spritzen unter anderem auch CRT-gesteuert könnten helfen.

Anhaltende Schmerzen trotz umfangreicher Schmerzbehandlung und/oder Anzeichen einer Nervenschädigung am Hals - etwa durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals im Bereich der Halswirbelsäule - machen eine Operationen (Mikrochirurgie) häufig unumgänglich. Bei bestimmten Indikationen kommen andere Therapie in Frage wie: Thermodenervation, perkutane Nukleotomie (PN), perkutane Laser-Diskus-Dekompression (PLDD), Bandscheibenersatz und andere. Das gilt auch bei Instabilität der Halswirbelsäule, wo möglicherweise eine Verplattung in Frage käme.

Seien Sie gut zu Ihrem Nacken! Sie brauchen ihn noch…!

Das ist grundsätzlich zum Thema ‚Prognose‘ zu sagen. Aber natürlich haben wir noch ein paar detaillierte Vorschläge, damit Sie auch (bzw. wieder…) an Ihrem Nacken Freude haben! Suchen Sie sich aus unseren Ratschlägen die heraus, die Ihres Erachtens für Sie nötig, machbar und hilfreich sind!

  • Überdenken Sie Ihr Schlafverhalten. Schlafen Sie möglichst nicht auf dem Bauch. Denken Sie über eine passgenaue Matratze nach, und besorgen Sie sich ein ergonomisches Kissen.

  • Wärme ist Balsam für einen schmerzenden Nacken. Ein warmer, kuscheliger Schal tut’s natürlich auch, um den Muskeln die Anspannung zu nehmen. Meiden Sie Zugluft und Feuchtigkeit, schützen Sie Ihren Nacken und Hals vor Kälte.

  • Vermeiden Sie Stress.

  • Ganz wichtig: Ihr Arbeitsplatz. Stellen Sie Ihren Schreibtisch, Bürostuhl und Computer so auf, dass der Bildschirm auf Augenhöhe ist. Die sogenannte Schildkrötenhaltung - Rücken rund, Hals herausgerückt - schadet der Muskulatur. Und überhaupt: Benutzen Sie so wenig wie möglich Ihr Handy…die Handy-Telefonier-SMS-Check-Haltung ist Gift für Ihren Nacken.

  • Wenn Sie mit dem Auto unterwegs sind: Fahren Sie nicht stundenlang am Stück, sondern machen Sie Pause.

  • Bewegung gilt  als sehr gutes Mittel gegen bestehende Verspannungen. Brustschwimmen wäre bei Nackenschmerzen der falsche Ansatz.

  • Fragen Sie im Kollegen-oder Freundeskreis, ob jemand einen bewährten Physiotherapeuten, Chiropraktiker oder Osteopathen kennt. Wenn ja, können Sie bei derartigen Therapeuten gute Hilfe erfahren. Vorsicht allerdings: Manuelle Therapien dürfen nur dann ausgeführt werden, wenn die Diagnostik abgeschlossen ist.

Halten Sie sich daran, haben Sie gute Chancen schmerzfrei zu werden.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Avicenna Klinik Berlin hilft Ihnen gern weiter

Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Gebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeder mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.

Falls Sie sich mit starken Rückenschmerzen, einem Bandscheibenvorfall oder dem Verdacht auf einen solchen in unserer Klinik vorstellen möchten, nutzen Sie folgenden Kontakt:

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