Was ist ein BWS-Syndrom?
Das BWS-Syndrom ist eine Sammelbezeichnung für Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule, die von dieser Region ausgehen. Oftmals werden Patienten mit solchen Schmerzen in der Brustregion in Krankenhäusern zur Notfallversorgung gebracht, da die Befürchtung eines Herzinfarkts besteht. Die Erleichterung ist groß, wenn die Diagnose ergibt, dass es sich nicht um einen Infarkt handelt, sondern um Schmerzen im Brustkorb, die dem BWS-Syndrom zugeordnet werden.
Die häufigste Ursache für ein BWS-Syndrom sind beginnende degenerative Veränderungen in der Brustwirbelsäule. Patienten beschreiben den Schmerz bei einem BWS-Syndrom oft als dumpf, drückend oder stechend. Wenn die Schmerzen zwischen den Schulterblättern beginnen und sich entlang des Rippenbogens bis nach vorne ziehen, deutet dies auf ein BWS-Syndrom hin. In der Regel ist auch die Muskulatur neben der Wirbelsäule verspannt, und es kann zu Atembeschwerden kommen.
Aufbau der Wirbelsäule / Brustwirbelsäule
Die Brustwirbelsäule, auch BWS genannt, befindet sich zwischen der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule. Beim Menschen besteht sie aus 12 Wirbeln. Die Wirbelkörper der BWS sind über kleine Gelenke mit den Rippen verbunden und bilden gemeinsam mit ihnen den Brustkorb.
Brustwirbelsäulenschmerzen sind selten Bandscheibenerkrankungen
Eine erfreuliche Tatsache ist, dass Brustwirbelsäulenschmerzen selten durch Bandscheibenerkrankungen verursacht werden. Viele Menschen machen sich berechtigterweise Sorgen vor einem Bandscheibenvorfall. Doch in Bezug auf die Brustwirbelsäule können wir Entwarnung geben: Bandscheibenvorfälle in der Brustwirbelsäule spielen im Vergleich zu denen in der Halswirbelsäule (HWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS) nur eine sehr geringe Rolle. Konkret beträgt der Anteil an bandscheibenbedingten Erkrankungen in der Brustwirbelsäule lediglich 2 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ursache für das BWS-Syndrom in den Bandscheiben liegt oder sogar ein BWS Bandscheibenvorfall vorliegt, ist daher äußerst gering.
Ursachen für das BWS Syndrom und Schmerzen an der Brustwirbelsäule
Bei der Suche nach den Ursachen des BWS-Syndroms ist es wichtig, zunächst bei sich selbst anzufangen, da die Ursachen oft im eigenen Verhalten zu finden sind. Hier sind einige Fragen, die bei der Ursachensuche helfen können:
- Haben Sie eine ungesunde Körperhaltung?
- Machen Sie täglich am Schreibtisch einen Rundrücken und nehmen somit eine Fehlhaltung ein?
- Heben Sie zu schwere Gegenstände und belasten damit Ihre Brustwirbelsäule zu stark?
- Ist Ihre Rückenmuskulatur schwach, weil Sie sich nicht ausreichend bewegen?
- Fehlt es Ihnen an ausreichender Bewegung? Machen Sie gezielte Übungen gegen Verspannungen und Fehlhaltungen?
Viele Menschen müssen diese Fragen leider mit "Ja" beantworten, und dies hat negative Auswirkungen auf das BWS-Syndrom und Schmerzen in der Brustwirbelsäule. Doch es gibt auch weitere mögliche Ursachen, wie zum Beispiel:
- Arthrose der Wirbelgelenke
- Osteoporose mit möglichen Wirbelbrüchen
- Verletzungen wie etwa Prellungen
- Enge des Spinalkanals und/oder des Neuroforamens (Neuroforamina-Stenose)
- Bandscheibendegeneration
- Selten Tumore wie Meningeome, Neurinome oder Hämangiome
Es ist wichtig, diese verschiedenen Ursachen zu kennen, um eine umfassende Diagnose stellen und geeignete Behandlungsmöglichkeiten finden zu können.
Auch Herz oder Lunge können Auslöser sein
Darüber hinaus können auch benachbarte Organe wie das Herz oder die Lunge Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule auslösen.
Das charakteristische Symptom beim BWS-Syndrom ist der Rückenschmerz
Das BWS-Syndrom zeigt sich vor allem durch Rückenschmerzen, die bei Bewegungen, Drehungen oder bei Druck auf die betroffene Stelle verstärkt werden. Häufig strahlen die Schmerzen auch auf die Rippen aus, da die Brustwirbel und Rippen über Gelenke miteinander verbunden sind. Dies kann zu einem gürtelförmigen Schmerzempfinden führen.
Einige charakteristische Symptome des BWS-Syndroms sind:
- Rückenschmerzen, die sich bei Bewegungen und Druck verstärken
- Ausstrahlung der Schmerzen auf die Rippen
- Mögliche neurologische Ausfälle wie Kraftminderung oder Taubheit bei starken Nervenkompressionen
- Starke Schmerzen unter den Rippen beim tiefen Einatmen, besonders nach längeren Ruhephasen
Diese Symptome können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, die Ursache der Schmerzen zu diagnostizieren und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu finden, um die Symptome zu lindern und die Funktionalität der Wirbelsäule wiederherzustellen.
Diagnose Brustwirbelsäulenschmerzen
Die Diagnose von Brustwirbelsäulenschmerzen umfasst verschiedene Schritte und Untersuchungsmethoden:
Anamnesegespräch:
- Der Patient schildert dem Arzt seine Krankengeschichte und gibt Informationen zu möglichen Ursachen der Schmerzen.
- Wichtige Hinweise sind Vorerkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Osteoporose sowie Informationen zu Lebensumständen und Schmerzcharakteristik.
Körperliche Untersuchung:
- Der Arzt tastet die Wirbelsäule ab und sucht nach Schiefständen, Veränderungen oder Verletzungen.
- Symmetrie des Oberkörpers und mögliche Entzündungsvorgänge werden beobachtet.
Blutbild:
- Ein Blutbild kann entzündliche Prozesse im Körper aufzeigen.
Elektrokardiogramm (EKG):
- Falls der Arzt eine kardiale Problematik vermutet, kann ein EKG durchgeführt werden, um einen Herzinfarkt auszuschließen.
Bildgebende Verfahren:
- Röntgenaufnahmen, MRT-Aufnahmen der BWS, CT-Aufnahmen oder Szintigraphie können bei der Diagnose unterstützen.
Manuelle Untersuchung:
- Die manuelle Medizin spielt eine wichtige Rolle bei der Diagnostik eines BWS-Syndroms.
- Durch behutsame Untersuchung werden alle Bereiche der Brustwirbelsäule, Rippen, Gelenke, Muskeln und Sehnen ertastet, um mögliche Blockaden zu erkennen.
Dr. Munther Sabarini zur Diagnose
„Die Diagnose von Brustwirbelsäulenschmerzen erfordert eine ganzheitliche Betrachtung und das Zusammenführen von Informationen aus verschiedenen Quellen. Die individuelle Anamnese und die manuelle Untersuchung durch den Arzt spielen dabei eine wichtige Rolle, um die Ursachen der Schmerzen zu identifizieren und eine geeignete Behandlungsstrategie zu entwickeln.“
So wird ein BWS-Syndrom erfolgreich behandelt
Die Behandlung des BWS-Syndroms umfasst verschiedene Therapieansätze:
Medikamentöse Therapie:
- Schmerzmittel können eingenommen oder als Infusion bzw. Spritze verabreicht werden.
- Facetten-Infiltrationen oder perkutane Radiofrequenztherapie (PRT) können zur Linderung der Schmerzen eingesetzt werden.
Physiotherapie:
- Wärme- und Kälteanwendungen, Massagen und Krankengymnastik können die Muskulatur entspannen und die Belastung der Bandscheiben reduzieren.
- Eine individuelle physiotherapeutische Behandlung, die auf die spezifischen Beschwerden abgestimmt ist, kann sehr wirksam sein.
- In einigen Fällen kann auch ein gezieltes Kraftaufbautraining Teil der Physiotherapie sein, möglicherweise verbunden mit Gewichtsreduktion.
Minimal-invasive Thermo-Denervation:
- Bei starken Schmerzen können die gereizten Nervenäste durch gezielte Hitzebehandlung verödet werden, um die Schmerzreizleitung zu unterbrechen.
Spezifische Therapieansätze für bestimmte Ursachen:
- Bei Tumoren der Brustwirbelsäule, Wirbelkörperinfektionen, osteoporotischen Brüchen, Bandscheibenvorfällen, Zysten oder ausgeprägten Skoliosen können spezifische Therapieverfahren angewendet werden, die auf die jeweilige Ursache abzielen.
Die Behandlung des BWS-Syndroms basiert auf einer individuellen Diagnose und erfordert häufig eine Kombination verschiedener Therapiemethoden. Das Ziel ist es, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Lebensqualität des Patienten zu steigern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt, Physiotherapeuten und dem Patienten ist entscheidend, um die passende Behandlungsstrategie zu entwickeln und den Therapieverlauf anzupassen.
Prognose zu Schmerzen im Brustwirbelbereich
Die Prognose für Schmerzen im Brustwirbelbereich kann positiv sein, insbesondere wenn Sie aktiv an Ihrer Genesung mitwirken. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Ihre eigene Initiative und die Bereitschaft, Veränderungen in Ihrem Leben vorzunehmen.
Ein wichtiger Aspekt ist regelmäßige körperliche Bewegung. Durch Aktivitäten wie Walken, Schwimmen oder Radfahren können Sie Ihre Rückenmuskulatur stärken und Bewegungsmangel entgegenwirken. Gezielte Übungen und Dehnungen helfen dabei, Verspannungen und Fehlhaltungen zu bekämpfen und Ihre Rückenmuskulatur zu aktivieren.
Darüber hinaus sollten Sie Ihre Lebensgewohnheiten kritisch betrachten und gegebenenfalls anpassen. Häufig stehen Rückenprobleme in direktem Zusammenhang mit unserem modernen Lebensstil, der von langen Stunden im Büro, sitzenden Tätigkeiten und ungesunder Ernährung geprägt ist. Stress, psychische Anspannung, Ängste, Bewegungsmangel und Übergewicht können ebenfalls Schmerzen im Rücken begünstigen. Eine Rückenschule kann Ihnen dabei helfen, geeignete Maßnahmen zu erlernen und umzusetzen, die Ihrem Rücken und Ihrer Gesundheit zugutekommen.
Es ist wichtig, aktiv gegen Verspannungen und Fehlhaltungen anzugehen, indem Sie gezielte Übungen durchführen und auf Ihre Haltung achten. Vermeiden Sie falsche Belastungen im Alltag und achten Sie darauf, Ihren Rücken angemessen zu schonen und zu unterstützen.
Indem Sie selbst Verantwortung übernehmen und diese Empfehlungen in Ihren Alltag integrieren, können Sie die Prognose für Schmerzen im Brustwirbelbereich verbessern und aktiv zu Ihrer Gesundheit beitragen.
Informationen zum Artikel
Der Artikel wurde zuletzt am 19.01.2024 geprüft und aktualisiert.
Über den Autor
Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.
Qualitätsrichtlinien für Inhalte der Avicenna Klinik
Alle Texte und Inhalte werden von medizinisch ausgebildeten, erfahrenen Experten auf diesem Fachgebiet verfasst. Erfahren Sie mehr über unsere Qualitätsrichtlinien für Inhalte.
Quellenangaben und weiterführende Literatur
Joachim Grifka, Markus Kuster. Orthopädie und Unfallchirurgie. Springer Verlag, Berlin, 2011.
Christoph Klein. Orthopädie für Patienten - Medizin verstehen. Michels-Klein Verlag, Remagen, 2014.
M. Colwell, A.J. Haig. Back Pain: A Guide for the Primary Care Physician. American College of Physicians, Philadelphia, 2005.
Karla Schildt-Rudloff & Gabriele Harke. Wirbelsäule: Manuelle Untersuchung und Mobilisationsbehandlung für Ärzte und Physiotherapeuten. Urban & Fischer Verlag. 7. Auflage, München 2021.
Avicenna Klinik Berlin hilft Ihnen gern weiter
Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Gebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeder mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.
Falls Sie sich mit starken Rückenschmerzen, einem Bandscheibenvorfall oder dem Verdacht auf einen solchen in unserer Klinik vorstellen möchten, nutzen Sie folgenden Kontakt:
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