Schmerzen beim Treppensteigen
Wenn das Treppensteigen mit der Zeit beschwerlich geworden ist, dann sollten Betroffene an die Spinalkanalstenose denken. Zunächst kann der Schmerz und die Schwäche beim Treppensteigen im ersten Moment gar nicht richtig eingeordnet werden: Die Symptome treten anfänglich um die Gelenken auf, weshalb die erste Vermutung für den Auslöser oft in Richtung Knie oder Hüfte geht. Der Verursacher liegt jedoch in zahlreichen Fällen weiter oben im Körper - an der Wirbelsäule. Genauer gesagt im Wirbelkanal, dem sogenannten Spinalkanal. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Spinalkanal und den Beschwerden bei der Benutzung von Treppen, jedoch auch bei Spaziergängen?
Wie hängen Schmerzen beim Treppensteigen und eine Spinalkanalstenose zusammen?
Der Einfluss des Spinalkanals (Canalis vertebralis) auf unseren Bewegungsapparat ist nicht zu unterschätzen. Er schützt ein wertvolles Gut: Unser Rückenmark.
Wenn eine Verengung des Wirbelkanals vorliegt, spricht man von einer Spinalkanalstenose. Die Verengung des Rückenmarkkanals kann unterschiedliche Ursachen haben, die Folgen sind jedoch immer die gleichen. Nervenfasern werden beeinträchtigt und lösen, je nach Belastung und Schweregrad der Spinalkanalstenose, unterschiedliche Beschwerden aus: Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Lähmungen sind typisch für die Spinale Stenose.
Die Symptome treten vor allem beim Laufen bzw. bei Belastung auf. Dazu zählt neben dem Treppensteigen zum Beispiel das aufrechte Gehen und längeres Stehen. Die Beschwerden lindern sich beim Sitzen oder Liegen, also wenn Sie zur Ruhe kommen.
Wie entstehen diese Schmerzen beim Treppensteigen?
Durch die Spinalkanalstenose entsteht ein Sauerstoffmangel, der sich schon nach kurzer körperlicher Aktivität bemerkbar macht. So kommt es bei Patienten häufig zu starken Schmerzen bei alltäglichen Beschäftigungen, wie zum Beispiel beim Treppensteigen oder dem Bummel durch die Stadt.
Aus diesem Grund wird diese Krankheit im Volksmund auch häufig als “Schaufensterkrankheit” bezeichnet. Damit es nicht auffällt, wie groß die Schmerzen bei den Betroffenen sind, verweilen die Betroffenen vor den Schaufenstern, bis der Schmerz nachlässt und sie weitergehen können. Durch die kurzzeitig gewonnene Pause werden die Gelenke wieder auseinandergezogen und der Druck auf die Nerven lässt nach. Man kann sich wieder besser fortbewegen.
Schmerzen im Bein = Spinalkanalstenose?
Längst nicht jeder Schmerz, den man in seinen Beinen verspürt, ist der Ausdruck der Spinalkanalstenose. Es gibt andere mögliche Ursachen für Beinschmerzen wie etwa Gefäßstörungen, Muskelentzündungen, Bandscheibenvorfall und viele weitere Auslöser.
Ihr Arzt wird es durch die Anamnese und weitere Untersuchungen feststellen. Die genaue Erkrankung ist dabei immer individuell festzustellen. In Abhängigkeit der Diagnose und Ihrer bisherigen Krankengeschichte, wird Ihnen der Arzt eine entsprechende Therapie empfehlen.
Schmerzen beim Treppensteigen als Symptom einer Spinalkanalstenose
Woran erkenne ich, ob es sich um eine Spinalkanalstenose handelt?
Bei einer unentdeckten Spinalkanalstenose können Schmerzen beim Treppensteigen auch schnell fehlinterpretiert werden. Häufig wird erst bei der genauen Untersuchung durch einen Spezialisten ersichtlich, ob es sich um eine Spinalkanalstenose, eine gelenkspezifische Erkrankung oder eine ganz andere Diagnose handelt.
Bei einer Spinalkanalstenose treten häufig Beinschmerzen, verbunden mit einem Schweregefühl und Krämpfen auf. Außerdem können auch Rückenschmerzen hinzukommen. Gerade beim Gehen sind diese Symptome stark verbreitet.
Doch nicht nur beim normalen längeren Gehen kommt es zu diesen Schmerzen. Auch beim Treppen steigen, klagen Betroffene häufig über Schmerzen.
Bei einer Spinalkanalstenose tritt in der Regel immer wieder direkt eine Besserung der Symptome ein, wenn man einen Haltungswechsel vornimmt und sich beispielsweise hinsetzt oder vorbeugt. Dadurch verringert sich der Druck auf die Nerven und es kommt zu einer Schmerzlinderung.
Am Ende gilt, was wir immer wieder betonen: Eine genaue Diagnose kann Ihnen nur ein Arzt geben. Suchen Sie einen Spezialisten auf, beschreiben Sie genau wann, wo und wie stark die Schmerzen auftreten. Je mehr Informationen Sie Ihrem Arzt geben, desto einfacher ist es für ihn, schnell die richtige Diagnose zu treffen und den Start in ein schmerzfreies Leben zu begleiten. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Diagnose wird für den Spezialisten das MRT sein. Hier stellt man die Stenose fest, ihre genaue Ursache und ob es um eine leichte (relative) oder schwere (absolute) Spinalkanalstenose handelt.
Empfehlungen zur Vorbeugung und Therapie einer Spinalen Stenose
Da die Bildung einer Spinalkanalstenose ein schleichender Prozess ist, wird die Diagnose oftmals leider erst spät festgestellt. Doch bei einer frühzeitigen Entdeckung, insbesondere wenn die Spinalkanalstenose noch nicht so ausgeprägt ist, haben Patienten gute Chancen die Beschwerden zu lindern. Der Schlüssel dazu kann eine intensive konservative Therapie sein, mit der eine mögliche Verschlimmerung gestoppt werden kann.
Ein Tipp: Bewegung. Bleiben Sie sportlich aktiv. Gehen Sie schwimmen, fahren Sie mit dem Fahrrad oder gehen Sie spazieren. Stärken Sie Ihre Bauchmuskulatur und Rückenmuskulatur. Gerade, wenn Sie viel im Sitzen arbeiten oder schwer körperlich heben müssen, ist ein gesunder Rücken essentiell.
Und, es mag absurd klingen, aber: Nehmen Sie öfter die Treppe anstelle des Aufzugs, um auf diese Weise Schmerzen beim Treppensteigen durch eine Spinalkanalstenose zuvorzukommen. Schon durch kleine Anpassungen im Alltag verschaffen Sie Ihren Nerven mehr Platz und ermöglichen Ihnen somit ein schmerzfreies Leben.
In einigen Fällen ist eine mikrochirurgische Erweiterung des Spinalkanals, also eine Spinalkanalstenose OP, die beste Lösung um das Absterben der Neuralstrukturen zu vermeiden und Besserung zu erzielen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Kribbeln, Taubheitsgefühle, Kraftminderung und/oder Blasenentleerungsstörungen vorliegen und wenn die Spinalkanalstenose sehr ausgeprägt ist. Selten ist hier eine Stabilisierung der Wirbelsäule notwendig.
Informationen zum Artikel
Der Artikel wurde zuletzt am 11.08.2023 geprüft und aktualisiert.
Über den Autor
Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.
Qualitätsrichtlinien für Inhalte der Avicenna Klinik
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Quellenangaben und weiterführende Literatur
- Karla Schildt-Rudloff & Gabriele Harke. Wirbelsäule: Manuelle Untersuchung und Mobilisationsbehandlung für Ärzte und Physiotherapeuten. Urban & Fischer Verlag. 7. Auflage, München 2021.
- Dt. Ges. f. Orthopädie und orthopäd. Chirurgie + BV d. Ärzte f. Orthopädie (Hrsg.): Leitlinien der Orthopädie. Dt. Ärzte-Verlag, 2. Auflage, Köln 2002.
- J. Beyerlein. Die Spinalkanalstenose – ein Überblick. manuelletherapie 2018, Ausgabe 22.
- R. Krämer, T. Theodoridis, J. Krämer: Die lumbale Spinalkanalstenose. Springer, Berlin Heidelberg 2011.
- J. Rompe, J. Pfeil: Der enge Spinalkanal. Steinkopff, Deutschland 2013.