Bandscheibenprothese – künstliche Bandscheibe für mehr Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule

Was ist eine Bandscheibenprothese?

Täglich gibt es weltweit Fortschritte in der Medizin. Zu den großen Errungenschaften gehören Implantate. Die chirurgische Medizin kann inzwischen Herzen und Lungen implantieren, um Leben zu retten. Zu diesen grandiosen Fortschritten gehört auch die Implantation einer Bandscheibenprothese. Die künstliche Bandscheibe hat deswegen einen festen Platz in der operativen Behandlung von Bandscheibenschäden, Bandscheibenvorfällen   der Wirbelsäule. Dadurch ist die Beweglichkeit des Segmentes weitgehend erhalten, Im Gegenteil zu einer Versteifungsoperation.

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Behandlungsdetails zum HWS-Implantat

Behandlungsdauer: circa 75 Minuten (1 Segment)
Klinikaufenthalt: sieben bis zwölf Tage


Ziel der Implantation einer künstlichen Bandscheibe in der HWS

Ziel einer künstlichen Bandscheibe in der HWS ist es, die Mobilität und Funktionsfähigkeit des betreffenden Wirbelsäulenabschnitts zu erhalten. Dies geschieht indem das Implantat nach der Operation (Dekompression) an der Stelle der alten defekten Bandscheibe eine fast natürliche Verbindung zwischen den Wirbeln.. Ein Bandscheibenersatz ist für den Einsatz an der Halswirbelsäule und an der Lendenwirbelsäule verfügbar. Die Bandscheibenprothese besteht aus zwei Metallplatten (Titan oder ein Kobalt-Chrom-Molybdän-Gemisch) und einem weichen, elastischen Kern, meist aus Polyethylen. Die Implantate haben eine unterschiedliche Größe, Form, Höhe und Winkelgrad und passen sich dadurch perfekt an den Patienten beziehungsweise die Patientin an.

Wann ist die Implantation einer künstlichen Bandscheibenprothese in der HWS sinnvoll?

Wann kommt die Implantation einer künstlichen Bandscheibe in der HWS für Sie infrage? Grundsätzlich gilt dabei folgendes: Erst nach Feststellung der Ursache Ihrer Schmerzen und Beschwerden beginnen wir in der Avicenna Klinik mit einer ausführlichen Diagnostik, um die Hauptursache Ihrer Beschwerden festzulegen und erst dann die gezielten individuellen Wirbelsäulentherapie auszuwählen. Für jeden Patienten und jede Patientin entwickeln wir nach ausführlichen Gesprächen und Untersuchungen ein individuelles Behandlungsprogramm. Hierbei ist immer auch Ihre aktive Mitarbeit gefragt, denn selbst die beste Operation kann nicht helfen, wenn Patient:innen nichts für sich tun. Die Implantation einer Bandscheibenprothese in der HWS ist eine von zahlreichen Therapieoptionen.

Wenn konservative Therapien (beispielsweise Physiotherapie und medikamentöse Schmerzbehandlung) bei Bandscheibenvorfällen oder ausgeprägten Protrusionen einhergeht, keine ausreichende Wirkung zeigen, können wir die erkrankte Bandscheibe durch eine Disc-Prothese ersetzen. Häufig handelt es sich um akute Bandscheibenvorfällen der Halswirbelsäule, wo die Beweglichkeit in der Wirbelsäule mindestens zum Teil erhalten ist. Bei jüngeren Betroffenen ist das auch möglich, wenn mehr als eine Etage betroffen ist. Bei der Bandscheibenersatz-Therapie besteht ein wichtiger Vorteil gegenüber einer Versteifungsoperation (Spondylodese) darin, dass die Beweglichkeit der Wirbelsäule erhalten bleibt. Eine Versteifung der Wirbel und Wirbelkörper kann so verhindert werden.

Liegt bei Ihnen eine Osteoporose, ein Tumor an der Wirbelsäule, eine bakterielle Infektion oder eine fortgeschrittene Arthrose der kleinen Wirbelgelenke vor, ist ein HWS-Implantat hingegen nicht möglich. In diesen Fällen gibt es andere Alternativen, wie Cage-Implantation.

Operationsverlauf - Implantation der Disc-Bandscheibenprothese an der Lendenwirbelsäule

Unter Vollnarkose setzen wir einen 6 Zentimeter langen Hautschnitt am unteren Bauchbereich. Zunächst erfolgt die Inzision der Muskelschichten bis zur Darstellung des Peritoneums (Bauchfell). Das Peritoneum wird dann zu Seite verschoben, so dass man mit Spezialinstrumentarium einen direkten Zugang zur vorderen Seite der Lendenwirbelsäule schafft (meist L5/S1). Mit Hilfe von speziellen Operationsmikroskop und Mikroinstrumente erreichen wir die betroffene Bandscheibe. Das vordere Längsband (Ligamentum Longitudinale anterius) wird  eröffnet. Hier entfernen wir zunächst die degenerierte Bandscheibe vollständig aus dem Raum zwischen den Wirbeln. Falls Bandscheibenmaterial (Bandscheibenvorfall) im Spinalkanal vorliegt wird dieses entfernt. Verknöcherungen werden auch entfernt, so dass das Segment beweglich ist. Anschließend bringen wir die Wirbel in ihre ursprüngliche Höhe und setzen in den dadurch geweiteten Zwischenraum die Prothese ein - d.h. wir verankern sie zementfrei. Dort dient sie in Zukunft als Platzhalter und Bewegungssegment.

Durch die angerauten Oberflächen der Metallplatten verwächst die Prothese in den folgenden Wochen mit den angrenzenden Wirbelkörpern - und zwar dadurch, dass das Knochenmaterial in die beschichteten Grund- und Deckplatten der Bandscheibenprothese einwächst.

Direkt nach der Operation

Der Eingriff findet unter Vollnarkose statt und dauert etwa 90 Minuten. Nach dem Eingriff kommen Sie in einem Aufwachraum - hier sind Sie unter bester Aufsicht. Das heißt: Es werden hier wie üblich Ihre Herz- und Lungenfunktion überwacht. Aufmerksame und gut geschulte Schwestern und Pfleger lassen Sie nicht aus den Augen. Am Operationstag empfehlen wir Bettruhe. Leichte vorübergehende Schluckbeschwerden oder Verspannungen der Muskeln werden behandelt.

Die nächsten Tage nach der Operation

Die Implantation einer Bandscheibenprothese erfordert den hochkonzentrierten Einsatz eines erstklassigen OP-Teams. Es ist auch für den Patienten nach dem Eingriff wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen, um die Erfolge nicht zu gefährden. Grundsätzlich gilt: Der Klinikaufenthalt wird etwa zehn Tage dauern und die Schonzeit insgesamt wird gut vier Wochen sein. Sie tragen eine LWS-Stütze für 4 Wochen. Häufigkeit und Richtung der Bewegungen in der Lendenwirbelsäule  müssen nach genauen Anweisungen des Arztes erfolgen. Heben und Tragen von schweren Lasten sollte unbedingt vermieden werden. Ihr Arzt wird Ihnen nach Entlassung von der Klinik ein Programm von Physiotherapie zur allgemeinen Lockerung der Muskulatur und später zu ihrer Kräftigung. Die Arbeitsunfähigkeit beträgt etwa 8 Wochen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass in dem betroffenen Segment wieder ‚normale Verhältnisse‘ herrschen, können Sie Ihre Wirbelsäule auch wieder normal belasten. Allerdings: Mit dem Autofahren sollten Sie vier Wochen lang aussetzen, ebenfalls mit dem Radfahren. Golf und Tennis sind nach etwa zehn Wochen erlaubt.

Vorteile einer Bandscheibenprothese

Normalerweise können Sie davon ausgehen, dass mit der Implantation eine schmerzfreie bzw. schmerzarme Ära in Ihrem Leben eingeläutet wird. Es wird nur die schmerzhafte Bandscheibe entfernt und durch ein Implantat ersetzt. Dank der modernen Bandscheibenprothesen erhalten Sie Ihre natürliche Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule. Das werden Sie besonders zu schätzen wissen, weil das Bewegungssegment vor dem Eingriff wesentlich gestört war. Noch ein Vorteil: Durch die Implantation einer dieser modernen Prothesen ist eine sogenannte Anschlussdegeneration (der angrenzenden Bandscheiben) deutlich gemindert.

Die Operation erlaubt eine gewebeschonende Vorgehensweise (ohne Nervenwurzeln zu beschädigen), so dass Sie sich auch rasch wieder erholen. Komplikationen bei diesem Eingriff sind selten wie Nachblutung oder Entzündung. Noch seltener können Strukturen in diesem Bereich verletzt werden. In etwa 15% der Fälle verliert die Bandscheibe an Elastizität und versteift sich.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 30.05.2023 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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