Was bedeutet es, wenn die Halswirbelsäule (HWS) schmerzt?

Sie ist beweglich und höchst sensibel und extrem wichtig: unsere Halswirbelsäule (HWS). Sie ist in der Regel der beweglichste Abschnitt der gesamten Wirbelsäule. Die beiden Kopfgelenke zwischen der Schädelbasis und den beiden Halswirbeln Atlas und Axis sorgen für etwa 70 Prozent der Beweglichkeit des Kopfes. Insgesamt besteht die HWS aus sieben Halswirbeln (C1 - C7), die zwischen Kopf und Brustwirbelsäule positioniert sind - Zervikal.

Im Idealfall bleibt Ihre Halswirbelsäule ein Leben lang intakt. Leider ist das nicht immer so. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen hat zumindest einmal im Leben Schmerzen im Nackenbereich, die in den Arm oder in die Arme, manchmal sogar in den Kopf ausstrahlen. Ursachen dafür können neben anderen Problemen ein HWS Bandscheibenvorfall (cervicale Diskushernie) und die Spinalkanalstenose sein.

In unserer Klinik haben wir uns zum Ziel gesetzt, alle chirurgischen Eingriffe möglichst sanft und mit kleinen Schnitten durchzuführen. Feinste Instrumente vermeiden hier unnötige Gefäßzerstörung. Unter Vollnarkose lassen sich die Operationen durch sogenanntes Neuromonitoring überwachen.

Wann ist eine mikrochirurgische Operation an der Halswirbelsäule notwendig?

Mikrochirurgische Verfahren kommen zum Beispiel bei Bandscheibenvorfällen, Spinalkanalstenosen, Myelopathie, Tumore, Syringomyelie und Zysten vor.

Beim Bandscheibenvorfall kommt es meist zu Einrissen des Faserringes, so dass Teile des Bandscheibenkerns austreten und auf Nerven und das Rückenmark drücken, was wiederum zu bösen Schmerzen und Ausfällen führt.

Bei der Spinalkanalstenose verengt sich der Wirbelkanal durch Ablagerungen oder knöcherne Anbauten. Folglich klemmen die durch den Kanal verlaufenden Nerven ein. Gewöhnlich treten beim Belastung Schmerzen auf, die oft bis in den Arm ausstrahlen.

Bandscheibenvorfall und Stenose können wir erfolgreich behandeln, vorzugsweise durch mikrochirurgische Verfahren. Der Hautschnitt bei der Mikrochirurgie der Halswirbelsäule ist maximal 4-5 Zentimeter lang. Über eine Sonde arbeiten wir in der Mikrochirurgie mit einem speziellen Mikroskop, das präzise Arbeit garantiert und nur ein bis zwei Millimeter dünnen Mikroinstrumenten. Dabei werden unter mikroskopischer Vergrößerung Bandscheibenmaterial oder Tumoren entfernt, Stenosen durch Erweiterung des Wirbelkanals beseitigt (Dekompression an der HWS) und somit weitere neurologische Ausfallerscheinungen verhindert. Das macht diese Art der Halswirbelsäulen OP so schonend.

Operationsverlauf und typische Beschwerden nach der OP

Keine HWS Operation ohne eine klare Diagnose. Auf dem MRT (Magnetresonanztomografie) können wir die Verdachtsdiagnose Bandscheibenvorfall oder Spinalkanalstenose bestätigen. Dabei sehen wir exakt in welchem Bereich sich die Probleme befinden. Manchmal ziehen wir zusätzlich noch eine Röntgenaufnahme hinzu.

Wie lange dauert eine mikrochirurgische OP der Halswirbelsäule?

Mikrochirurgische Operationen finden selbstverständlich unter Vollnarkose (ITN) statt. Sie dauern unterschiedlich lange. Beim Bandscheibenvorfall an einem Segment ist die Behandlungsdauer 20 - 40 Minuten, bei der Spinalkanalstenose 30 - 50 Minuten. Die OP findet von vorne (ventral) bei Bandscheibenvorfälle, Stenose oder von hinten (dorsal) bei Tumore, Syringomyelie, Zysten und einigen Stenose statt.

Ablauf der HWS Operation

Wir beginnen die HWS Operationen mit einem etwa vier 4 - 5 cm langen Schnitt in einer Hautfalte. Wenn wir von vorn kommen, verlagern wir die Luftröhre und die Speiseröhre zur Mitte. Das OP-Feld wird mit einem sogenannten Sperrersystem offen gehalten. Damit wir immer haargenau wissen, wo wir sind und was wir tun, und damit wir keine Strukturen beschädigen, findet der gesamte Eingriff unter Röntgenbildwandlerkontrolle (C-Bogen) statt. So können wir die speziell entwickelten Instrumente durch eine dünne Sonde, genau dort hinführen, wo das Bandscheibengewebe auf die Nervenwurzel drückt. Wir benutzen die feinsten Miniaturinstrumente. Mit speziellen kleinen Zangen können wir das aus dem Gallertkern ausgetretene Bandscheibenmaterial entfernen. Mit anderen speziellen Instrumenten wie etwa Fräsen oder Stanzen, sind wir in der Lage, die Verengungen (Stenosen) im Spinalkanal zu beseitigen. Die pathologische Einengung des Spinalkanals hatte zu einer Kompression der Nerven im Wirbelkanal geführt. Bei Tumore, und Zysten werden sie mikrochirurgisch entfernt. Bei Syringomyelie wird die Wand des Hohlraumes geöffnet, damit der Inhalt der Syrinx nach außen geleitet. Die erkrankte Bandscheibe wird ersetzt in der Regel mit Disc-Prothese seltener mit Cages. Selten muss verplattet oder stabilisiert werden.

Direkt nach der Operation

Nach der mikrochirurgischen Operation werden Sie in den Aufwachraum geschoben. Hier werden Sie langsam, behutsam und unter Kontrolle von Geräten und aufmerksamen Pflegern und/oder Schwestern wieder wach. Und wenn dann irgendwann die komplette Anästhesie Ihren Körper verlassen hat und Sie sich fragen: Wo sind denn bloß meine Armschmerzen? Sie werden feststellen: die alte Schmerzen, vor allem die Armschmerzen, sind verschwunden. Selbstverständlich spüren Sie Schmerzen im OP-Bereich und leichte Verspannungen. Auch Schluckbeschwerdengehören zu den typischen Erfahrungen nach einer HWS Operation. Jetzt kann eine neue Lebensqualität kann beginnen!

Beschwerden nach der OP: Schluckbeschwerden und Heiserkeit

Nach der Operation sollten sie das Beugen und Verdrehen im Halswirbelsäulenbereich erst einmal vermeiden. Sie liegen im Bett auf dem Rücken. Einige Beschwerden nach der OP sind gemäß der Erfahrungen der Patienten ganz normal: Dazu gehören Schluckbeschwerden und Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und dem Schulterbereich. Auch Heiserkeit und ein Engegefühl im Hals kann vorkommen, wenn auch seltener. Wie lange bleiben Schluckbeschwerden und Verspannungen nach einer HWS OP? Im Regelfall verschwinden diese Nachwirkungen nach wenigen Tagen.

Falls vor der Operation Armschmerzen vorlagen, dann verschwinden sie sofort nach der Operation. Weitere Beschwerden wie Kribbeln, Taubheitsgefühl, Kraftminderung, Gangstörungen oder Blasenentleerungsstörungen (falls sie vor der Operation vorlagen) brauchen länger bis sie verschwinden oder gelindert werden. Die Neuralstrukturen erholen sich nach einer Operation sehr unterschiedlich. Das hängt davon ab, wie lange Sie davor diese Beschwerden hatten, welche konkrete Strukturen betroffen waren, lag das Problem an einer Stelle oder waren mehrere Segmente betroffen, lag ein Diabetes oder weitere Erkrankungen vor und andere Faktoren.

Die nächsten Tage nach der Operation

Schon am Tag nach der Operation können Sie aufstehen, sitzen und laufen. Sie tragen eine Halskrause als HWS-Stütze. Planen Sie einen Klinikaufenthalt von 8 - 10 Tagen ein. In dieser Zeit erhalten Sie Schmerztherapie und Physiotherapie

Mit dem Autofahren sollten Sie sechs bis acht Wochen aussetzen. Danach sollten Sie erst einmal kurze Strecken fahren. Zum Thema Sport gilt folgendes: Rückenschwimmen dürfen Sie unmittelbar nach der Klinikentlassung, nach vier Wochen ist Fahrradfahren erlaubt, Joggen nach drei Monaten, Brustschwimmen, Golf und Tennis haben vier Monate Pause. Das Tragen einer Halskrause ist nach der Operation nötig für 2 Wochen tags und nachts und weitere 2 Wochen nur nachtsüber. Es empfiehlt sich, mit bestimmten Physiotherapiemaßnahmen sofort nach dem Eingriff zu beginnen. Schwere körperliche Tätigkeiten und schweres Tragen sind mindestens sechs Wochen lang tabu. Danach können Sie damit beginnen und die Aktivitäten langsam steigern.

Vorteile und Komplikationen der Mikrochirurgie an der Halswirbelsäule

Die Mikrochirurgie mit all ihren ständigen Verbesserungen gehört zu den großen Fortschritten in der Medizin. Warum ist diese Chirurgie, die erfolgreich seit den 90iger Jahren angewandt wird, bei Ärzten und Patienten so geschätzt? Ganz einfach. Ziel eines jeden operativen Eingriffes ist es, den Körper so wenig wie möglich in Mitleidenschaft zu ziehen und stattdessen einen Eingriff mit kleinen Schnitten und minimalen Verletzungen von Haut und Weichteilen zu ermöglichen. Genau diese Kombination ist in der Mikrochirurgie möglich. Der Fortschritt macht es möglich, dass immer mehr extrem vergrößernde Sehhilfen wie Lupenbrille oder das Lichtmikroskop eingesetzt werden. Obendrein ist das Nahtmaterial, mit dem kleine Schnitte vernäht werden, feiner als bei sogenannten großen Eingriffen.

Und weil das alles so ist, bietet die mikrochirurgische Operation an der Halswirbelsäule jede Menge Vorteile und Komplikationen sind selten.

Die Vorteile der Mikrochirurgie an der Halswirbelsäule:

  • Meist ist der ursprüngliche Schmerz direkt nach der Operation Vergangenheit.

  • Meist kann der Patient einen Tag nach dem Eingriff stehen und gehen.

  • Da der OP-Zugang wesentlich kleiner ist als bei der herkömmlichen OP, verheilt er natürlich auch schneller. Deshalb ist auch die sogenannte ‚innere Narbe‘ minimaler.

  • Die Nachblutungs- oder Infektionsrate ist ausgesprochen niedrig - sie liegt bei 0,01 Prozent. Weitere Komplikationen sind noch viel viel seltener wie Nervenverletzung, Organverletzung, Probleme mit den Implantate oder Lähmungen.

  • Das Komplikationsrisiko ist sehr gering, weil kaum Gewebe zerstört wird und der Eingriff wenig belastend ist.

  • Sport und berufliche Aktivitäten sind eher möglich als nach einer großen OP mit einer großen Narbe.

  • Der Blutverlust ist minimal(er).

  • Die Erfolgsquote liegt nach statistischen Auswirkungen bei mindestens 90 Prozent.

  • Physiotherapie kann relativ schnell nach dem Eingriff gestartet werden.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 21.07.2022 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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