Perkutane Nukleotomie bei LWS und HWS

Was ist eine perkutane Nukleotomie?

Manchmal gibt es Schmerzen und neurologische Ausfälle, die mit konservativen Verfahren und Mitteln nicht mehr behandelt werden können – weder mit Ruhe, noch mit Schmerzmitteln oder Physiotherapie. In so einem Fall ist es notwendig, chirurgisch zu handeln. Ihr behandelnder Facharzt, Herr Dr. Sabarini, wird nach genauester Diagnostik entscheiden, ob dann ein sogenannter offener Eingriff sinnvoll und notwendig ist, um den Bandscheibenvorfall zu behandeln. Unter Umständen empfiehlt der Spezialist seinen Patient:innen eine bewährte minimalinvasive Alternative. So ein alternatives Operationsverfahren ist die perkutane Nukleotomie. Die Nukleotomie ist eine Behandlung bei einem Bandscheibenvorfall, während perkutan ins Deutsche übersetzt „durch die Haut hindurch“ bedeutet.

Wann ist eine Nukleotomie notwendig?

Eine Nukleotomie wird notwendig, wenn durch die vorgefallenen Bandscheibenanteile Nerven abgeklemmt oder bedrängt werden. Das Bandscheibengewebe drückt dann auf die Nerven und verursacht so Rückenschmerzen. Dadurch können in einigen Fällen Muskellähmungen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Harn- sowie Stuhlinkontinenz auftreten. Diese perkutane Nukleotomie ist als Operationstechnik eine Option, die bei Bandscheibenvorfällen an der Halswirbelsäule (HWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS) eingesetzt werden kann. Weil diese mikrochirurgische Operationsmethode allerdings nicht in allen Erkrankungsstadien angewandt werden kann, muss zuvor eine Bildgebung (Computer- oder Kernspintomographie) grünes Licht für diesen patientenschonenden Eingriff erteilen.

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Behandlungsdetails zur perkutanen Nukleotomie

Behandlungsdauer: 30 bis 45 Minuten
Klinikaufenthalt: etwa eine Woche


Wie funktioniert die perkutane Nukleotomie?

Der minimal-invasive Eingriff der perkutanen Nukleotomie dauert circa 30 bis 45 Minuten. Diese OP hat die großen Vorteile, dass der Wirbelkanal nicht eröffnet und dass die Bandscheibe nicht durch einen Platzhalter, wie Cage, Knochenblock oder Prothese, ersetzt werden muss. Es geht also nicht darum, bei der perkutanen Nukleotomie die komplette Bandscheibe zu entfernen. Vielmehr soll Bandscheibengewebe entfernt werden, um dadurch die bedrängte Nervenwurzeln zu entlasten und frei zu legen. Der therapeutische Effekt freilich bleibt durch diesen minimalinvasiven Eingriff unangetastet.

Interessant für Sie: Bei einem Eingriff wird mit einer sehr feinen Sonde gearbeitet, weil im wahrsten Sinne des Wortes wenig Platz vorhanden ist. Wir sprechen daher von einer endoskopischen Operation.

Wann ist eine perkutane Nukleotomie empfohlen?

Die perkutane Nukleotomie wird in erster Linie beiBandscheibenvorwölbungen (Protrusionen) und kleinen bis mittleren Bandscheibenvorfällen eingesetzt. Dabei beseitigt dieses Verfahren die Ursache der Schmerzen, ohne das umgebendes Gewebe unnötig verletzt wird. Zuvor muss mittels bildgebender Verfahren, wie MRT oder digitalem Röntgen, eine genaue Diagnose gestellt werden, da die perkutane Nukleotomie nicht bei allen Bandscheibenvorfällen und Protrusionen der geeignete Eingriff ist.

Operationsverlauf der perkutanen Nukleotomie mit dorsalem Zugang

Bei der OP-Technik der perkutanen Nukleotomie liegt der Patient beziehungsweise die Patiention auf dem Bauch. Damit erfordert die perkutane Nukleotomie einen Zugang von hinten, also dorsal. Sobald die lokale Betäubung wirkt, beginnt die Operation. Dabei schieben wir zu Beginn eine sehr dünne Kanüle perkutan, also unter die Haut, vor, wodurch eine sich drehende Spiralnadel oder eine feine Zange bis zur Bandscheibe eingeführt wird. Es geht bei dieser Operation nicht darum – wie sonst üblich –  die komplette Bandscheibe zu entfernen und durch einen Platzhalter zu ersetzen. Wir wollen lediglich die Bandscheibenvorwölbung entfernen oder schrumpfen.

Der ganze Vorgang wird durch eine Röntgenkontrolle während des Operationsverlaufs für uns sichtbar. Sobald wir mit unseren extra für derartige Eingriffe angefertigten Instrumenten, bestehend aus Fasszangen, Miniaturzangen und Spiralnadel, bei der Protrusion beziehungsweise  bei dem kleinen Prolaps sind, können wir das Bandscheibengewebe abzupfen. Dadurch wird die bedrängte Nervenwurzel wieder freigelegt und die Schmerzen lassen praktisch nach.

 

 

Direkt nach der Operation

Da die perkutane Nukleotomie nicht unter Vollnarkose, sondern lediglich unter lokaler Anästhesie erfolgt, sind Sie nach dem Eingriff natürlich wieder schnell bei sich. Dennoch: Es ist und bleibt eine Operation und danach brauchen Sie Ruhe. In der Praxis heißt das: Liegen, schlafen und sich vom freundlichen und aufmerksamen Pflegepersonal verwöhnen lassen. Am Tag des Eingriffs ordnen wir grundsätzlich eine relative Bettruhe an.

Die nächsten Tage nach der perkutanen Nukleotomie

Sie sollten nach unseren Erfahrungen einen Klinikaufenthalt von etwa fünf bis sieben Tagen nach dieser Art der Bandscheibenoperation einplanen. Ihr Arbeitgeber wird insgesamt zwei bis vier Wochen auf Sie verzichten müssen. Solange werden Sie in etwa krankgeschrieben.

Je nachdem, ob die perkutane Nukleotomie an der LWS oder HWS erfolgt, ist eine Bandage für die Lendenwirbelsäule oder eine Halskrause für die Halswirbelsäule drei bis vier Wochen nach dem Eingriff notwendig. Zur sinnvollen Rehabilitation gehört außerdem die Physiotherapie. Gegen Walking ist auch kurz nach der perkutanen Nukleotomie nichts einzuwenden. Radfahren dürfen sie allerdings erst wieder nach drei bis vier Wochen. Auf Ihren Golfsport sollten Sie sechs bis zehn Wochen verzichten. Machen Sie ein paar Wochen lang einen großen Bogen um schwere, anstrengende Tätigkeiten. Heben oder Tragen Sie besser nichts Schweres.

Vorteile und Komplikationen der perkutanen Nukleotomie

Die perkutane Nukleotomie hat erfreulich viele Vorteile:

  • Es ist keine Vollnarkose nötig.
  • Da die Methode keine umliegenden Strukturen – weder Knochen noch Bänder oder Rückenmarkskanal – verletzt, besteht nach der Behandlung kaum Vernarbungsrisiko.
  • Die Bandscheiben erhalten ihre volle Mobilität, weil das Verfahren keine Degeneration in den angrenzenden Bandscheiben verursacht.
  • Für die Betroffenen besteht zudem der Vorteil einer kurzen Rekonvaleszenz-Phase, sodass die gewohnten Aktivitäten schon bald wieder aufgenommen werden können.
  • Die perkutane Nukleotomie ist mit minimal-invasivem Zugang eine weniger traumatische Alternative zu der offenen Operation.
  • Die Risiken sind wesentlich geringer als bei einer offenen Operation.
  • Die Effektivität ist mindestens genauso hoch wie bei einer offenen Operation. Bei etwa 80 Prozent der Patient:innen konnte ein gutes bis sehr gutes Ergebnis erzielt werden, das auch viele Jahre danach anhielt.
  • Das Risiko eines erneuten Bandscheibenvorfalls ist sehr klein.
Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 27.08.2024 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert und in mehr als 30 Jahren beruflicher Erfahrung über 30.000 Patientinnen und Patienten behandelt.

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Ihre Adresse für eine perkutane Nukleotomie der LWS oder HWS

Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Fachgebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeweils mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.

Falls Sie sich mit starken Rückenschmerzen, einem Bandscheibenvorfall oder dem Verdacht auf einen solchen in unserer Klinik vorstellen möchten, nutzen Sie folgenden Kontakt und lassen Sie sich bei uns über die Möglichkeiten einer perkutanen Nukleotomie der LWS oder HWS beraten:

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