Spinale Lipomatose - Ursachen und Behandlung

Was ist eine Spinale Lipomatose?

Tasten Sie einmal Ihren Körper ab - möglicherweise fühlen Sie unter der Haut kleine Knoten. Bei diesen Knoten handelt es sich oft um Lipome. Ein Lipom ist ein gutartiger Tumor des Fettgewebes, der meist keine Beschwerden verursacht. Er wird deshalb auch als Fettgeschwulst bezeichnet. Es gibt auf der Basis von Lipomen den Begriff Lipomatose (griechisch: lipos = Fett; -om = tumorartige Geschwulst; -ose = chronisch fortschreitende Erkrankung).

Die Lipomatose kann verschiedene Regionen des Körpers betreffen. In einigen Fällen gibt es diese vermehrte Form von Fettgewebe in einem höchst sensiblen Bereich, dem Epiduralraum. Das ist ein Raum im Spinalkanal, jedoch außerhalb des Rückenmarkhautraumes. In diesem Bereich befinden sich normalerweise Fettgewebe, lockeres Bindegewebe, Venen und Lymphgefäße. Von einer spinalen Lipomatose sprechen wir, wenn sich diese Fettgeschwulst im Spinalkanal der Wirbelsäule befindet. Mit der diffusen Vermehrung von Fettzellen können abgehende Spinalnerven zusammengedrückt, gequetscht werden: So kommt es bei einer spinalen Lipomatose zur Kompression des Spinalkanals und den damit verbundenen Beschwerden.

Die Ursachen der spinalen Lipomatose

Die moderne Wissenschaft weiß trotz internationaler Forschung relativ wenig über die Ursachen einer spinalen Lipomatose. Das Auftreten von Lipomen kann unterschiedliche Ursachen haben. Oft tritt sie ohne erkennbare Ursachen auf, also idiopathisch. Zu weiteren Ursachen für spinale Lipomatose zählen:

  • Cortison-Einnahme

  • Cushing-Syndrom: Das klinische Bild des Cushing-Syndroms ist die Folge einer krankhaft gesteigerten Produktion des Nebennierenhormons Cortisol. Die absolute Mehrzahl der Cushing-Erkrankungen wird durch einen gutartigen Tumor in der Hirnanhangsdrüse ausgelöst, der eine Überproduktion des Hormons ACTH zur Folge hat. Dieses ACTH stimuliert dann die Nebennierenhormonproduktion und führt damit zu einem Anstieg von Cortisol im Blut.

  • Fettsucht. Tatsächlich wird ein Zusammenhang zwischen Übergewicht (Adipositas) und verschiedenen Vorerkrankungen beobachtet. Dazu gehören vor allem Diabetes und ein erhöhter Harnsäurespiegel.

  • Patienten, die eine Organtransplantation erfolgreich überwunden und nun ein zweites Leben führen können, sind ebenfalls von Lipomatosis bedroht. Warum? Weil diese Menschen Medikamente (Kortikosteroide) zur Dämpfung des Immunsystems einnehmen, die wiederum tückische Nebenwirkungen haben können.

  • Nicht zu unterschätzen ist als Ursache einer Lipomatose eine erbliche Erkrankung, bei der Lipome vermehrt auftreten; die sogenannte Neurofibromatose. Dabei wachsen Neurofibromen und Lipome so ausgeprägt, dass bei manchen Menschen der komplette Körper davon betroffen ist.

Symptome einer Spinalen Lipomatose - ähnlich wie bei einem Bandscheibenvorfall

Die Erkrankung an einer spinalen Lipomatose kann symptomlos verlaufen. In einigen Fällen kommt es zu Rückenschmerzen und Schmerzen an der Wirbelsäule mit Ausstrahlung in die Beine oder Arme, eventuell mit Muskelschwäche, Sensibilitätsstörungen oder Krämpfen. Also insgesamt ähnliche Beschwerden wie bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose.

Es gibt Patienten, die über sogenannte vegetative Störungen, beispielsweise Inkontinenz, klagen. Ebenso können Lähmungen und Mastdarmstörungen Symptome einer spinalen Lipomatosis sein.

Diagnose einer Spinalen Lipomatose

Wie bei allen Diagnosen beginnt die Diagnostik mit einem Gespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten, das sogenannte Anamnesegespräch. Wenn Schmerzen, Übergewicht, Diabetes und möglicherweise eine Organtransplantation bestätigt werden, also eine Zusammenschau von Symptomen und Beschwerden, kann der Facharzt durchaus eine spinale Lipomatose vermuten. Wohlgemerkt jedoch nur vermuten.

Die Technik muss eine endgültige klare Sprache sprechen. Dazu gehört bei dem Verdacht von Lipomen an der Wirbelsäule die Magnetresonanztomografie (MRT): In dieser Bildgebung der Wirbelsäule kann eine Vermehrung des epiduralen Fettgewebes festgestellt werden. Weichteile wie Bindegewebe und Fettgewebe, aber auch Muskeln, können bei diesem bildgebenden Verfahren sehr gut beurteilt werden.

Therapien bei Lipomen - abnehmen oder operieren

Wenn eine spinale Lipomatose nicht behandelt wird, ist die Gefahr groß, dass sie voranschreitet. Bei den Therapien zu Lipomen gibt es mehrere Möglichkeiten. Salopp ausgedrückt könnte man sagen: abnehmen oder operieren!

Die Gewichtsreduktion sollte angestrebt werden, wenn es mehr oder weniger offensichtlich ist, dass das starke Übergewicht die Problematik ausgelöst bzw. gefördert hat. Sinnvoll kann auch sein, die Cortison-Medikation abzusetzen. Da muss allerdings Ihr Facharzt eine Risiko-Nutzen-Abwägung treffen. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, das Cortison nicht abrupt abzusetzen, sondern behutsam auszuschleichen.

Wenn die Lipomatose Symptome verursacht, ist eine operative Volumenreduktion nötig. Die Entfernung erfolgt im Rahmen einer mikrochirurgischen Operation. Absolut notwendig und vor allem zügig notwendig ist eine Operation bei unerträglichen Schmerzen und Einschränkungen, Lähmungen und Blasen- sowie Mastdarmstörungen. Ein Eingriff und eine Entfernung des Lipoms kann dann helfen, die Schmerzen zu reduzieren.

Positive Prognose

Der Patient hat eine gute Prognose, wenn sich aufgrund der Gewichtsreduktion die spinale Lipomatose nicht weiter ausbreitet bzw. wenn das Lipom bei einer Operation erfolgreich entfernt wurde.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 03.02.2022 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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