Was ist ein Wirbelbruch?
Ein Wirbelbruch, auch bekannt als Wirbelfraktur, ist der Bruch eines Wirbelkörpers in der Wirbelsäule. Die Fraktur entsteht häufig durch einen Unfall oder durch eine Erkrankung, die zu einer Instabilität der Wirbelsäule führt.
Der Wirbelbruch und seine anatomischen Grundlagen
Die menschliche Wirbelsäule besteht aus verschiedenen Abschnitten:
- Halswirbelsäule mit sieben Halswirbeln
- Brustwirbelsäule mit zwölf Brustwirbeln
- Lendenwirbelsäule mit fünf Lendenwirbeln
- Kreuzbein mit fünf verschmolzenen Kreuzbeinwirbeln
- Steißbein mit vier bis fünf Steißbeinwirbeln
Die Wirbelsäule ist ein komplexes System aus Knochen, Bändern und Muskeln. Sie ist die Stütze des Körpers, ermöglicht den aufrechten Gang und schützt innere Organe sowie das Rückenmark. Die Wirbelsäule ist die zentrale Achse unseres Körpers, erfüllt wichtige statische Aufgaben und ermöglicht Bewegungen. Bei gesunden Menschen ist die Wirbelsäule stabil und widerstandsfähig.
Bezeichnung von Wirbelbrüchen
Ein Wirbelbruch kann unter verschiedenen anderen Bezeichnungen bekannt sein. Synonyme für Wirbelfrakturen sind beispielsweise der Wirbelkörperbruch, der Bruch des Wirbelkörpers, eine Kompressionsfraktur, eine Stauchungsfraktur, eine Biegungsfraktur, eine Berstungsfraktur oder eine Wirbelkörperfraktur.
Wie entsteht ein Wirbelbruch?
Die normalerweise stabile Struktur der Wirbelkörper wird durch eine starke äußere Gewalteinwirkung geschwächt oder beschädigt. Solche enormen Krafteinwirkungen entstehen häufig bei:
- Verkehrsunfällen wie Autounfälle, Fahrradunfälle oder Motorradunfälle
- Stürzen, meist aus größerer Höhe
- Sportlichen Aktivitäten oder anderen gewaltsamen Einwirkungen
Die Ursache für den Wirbelbruch liegt darin, dass die Muskulatur nicht in der Lage ist, die enormen Kräfte des Aufpralls ausreichend abzufangen. Bei einem Sturz wird die Wirbelsäule beispielsweise abrupt auf einer Seite abgebremst, wodurch der Wirbelkörper aufschlägt und bricht.
Der Aufbau des menschlichen Wirbels
Um einen Wirbelbruch besser zu verstehen, ist es wichtig, den Aufbau der menschlichen Wirbelkörper zu kennen. Hier sind einige Informationen dazu:
Die Wirbel der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule weisen gewisse Ähnlichkeiten auf, es gibt jedoch auch Unterschiede.
Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten im Aufbau der Wirbelkörper:
- Der Wirbelkörper (lateinisch: corpus vertebrae) ist der eigentliche tragende und stützende Teil der Wirbelsäule. Er ist hohl und mit rotem Knochenmark gefüllt. Die Ober- und Unterflächen des Wirbelkörpers sind porös.
- Der Wirbelbogen umgibt den Wirbelkörper und bildet gemeinsam mit ihm den Wirbelkanal. Der Wirbelkanal enthält das Rückenmark.
- Zu jedem Wirbelkörper gehören zwei seitliche Querfortsätze, die seitlich vom Wirbelbogen abstehen.
- Ein Dornfortsatz ragt nach hinten und dient als Ansatzpunkt für Muskeln und Bänder.
- An jedem Wirbelkörper befinden sich vier Gelenkfortsätze, zwei obere und zwei untere, die gelenkige Verbindungen zu den benachbarten Wirbeln ermöglichen.
Nun zu den Unterschieden zwischen den Wirbeln der verschiedenen Abschnitte der Wirbelsäule:
- Der erste Halswirbel heißt Atlas. Er trägt den Kopf und besitzt keinen Wirbelkörper. Er ist über das Atlasgelenk mit dem zweiten Halswirbel verbunden.
- Die Lendenwirbelsäule trägt das gesamte Gewicht des Oberkörpers. Deshalb sind die Wirbel deutlich kräftiger gebaut als die Hals- oder Brustwirbel. Theoretisch könnte die Lendenwirbelsäule die Last eines mittelgroßen Pkws – also circa 1,5 Tonnen – tragen.
- Der Wirbelkanal, der durch die Wirbellöcher der einzelnen Wirbel gebildet wird, beherbergt das Rückenmark. Deshalb wird der Wirbelkanal auch als Spinalkanal oder Rückenmarkskanal bezeichnet.
Das Rückenmark zieht sich von der Schädelbasis bis zum Anfang der Lendenwirbelsäule und ist 40 bis 45 Tonnen lang. Zusammen mit dem Gehirn bildet es das zentrale Nervensystem. Es ist der Vermittler zwischen Gehirn und Körper und leitet ständig Informationen. Durch das Rückenmark sind Empfindungen und Bewegungen erst möglich. Das Gehirn gibt beispielsweise das Signal „gehen“. Diese Information gelangt dann zu den Nerven, Muskeln und Sehnen in den Beinen, die daraufhin anfangen, sich zu bewegen.
Wirbelbruch – am häufigsten ist die Lendenwirbelsäule betroffen
Etwa 250.000 Wirbelbrüche treten pro Jahr in Deutschland auf. Die Lendenwirbelsäule (LWS) und die Brustwirbelsäule (BWS) sind die am häufigsten betroffenen Bereiche. Bei 20 Prozent der unfallbedingten Brüche sind zwei oder mehr Wirbel betroffen. Bei jedem Zweiten treten Begleitverletzungen auf.
Ein Wirbelbruch kann den Dornfortsatz, den Wirbelkörper oder den Wirbelbogen betreffen.
Ursachen für einen Wirbelbruch: von Unfall bis Osteoporose
Die Ursachen für einen Wirbelbruch lassen sich in zwei Kategorien einteilen:
- Traumatische Wirbelbrüche durch enorme Krafteinwirkungen, wie Unfälle oder Gewalt
- Wirbelbrüche, die auf Verschleiß oder Osteoporose zurückzuführen sind.
Traumatischer Wirbelbruch
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie es zu einer traumatischen, also unfallbedingten, Wirbelfraktur kommen kann – zum Beispiel durch einen Treppensturz, das Herunterfallen von einer Leiter, einen starken Schlag oder Tritt gegen die Wirbelsäule oder einen Kopfsprung ins flache Wasser. Auch im Sportunterricht oder beim Ausrutschen auf glatten, rutschigen Oberflächen besteht das Risiko für einen Wirbelbruch.
Besonders gefährdet für Verletzungen sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Abschnitten der Wirbelsäule. Also zwischen der Hals- und Brustwirbelsäule, zwischen der Brust- und Lendenwirbelsäule oder zwischen der Lendenwirbelsäule und dem Kreuzbein.
Osteoporose: die große Gefahr für einen Wirbelbruch
Während jüngere Menschen tendenziell eher traumatische Wirbelbrüche erleiden, kommt es im fortgeschrittenen Alter häufiger zu krankheitsbedingten Frakturen. Ein Beispiel dafür ist die Osteoporose, die im Volksmund als Knochenschwund bekannt ist. Osteoporose ist eine chronische, schleichende Erkrankung der Knochen, die oft schon im frühen Erwachsenenalter beginnt. Bei Osteoporose kann es ohne wesentlichen Einfluss von außen zu osteoporotischen Brüchen kommen, vornehmlich an der Hüfte und an der Wirbelsäule. Selbst vermeintlich harmlose Auslöser wie ein Hustenanfall oder das Tragen einer Einkaufstüte können zu spontanen Frakturen führen. Osteoporose ist deshalb auch die häufigste Ursache für den Bruch eines Wirbelkörpers.
Osteoporose kurz erklärt
Osteoporose ist eine stoffwechselbedingte Skeletterkrankung, bei der es zu einer Reduzierung der Knochenmasse kommt. Bei Osteoporose-Patient:innen ist die Knochendichte verringert, was das Verhältnis zwischen mineralisierter Knochenmasse und Knochenvolumen betrifft. Das Gleichgewicht zwischen Knochenbildung und -abbau ist gestört, was zu porösen und zunehmend dünneren Knochen führt. Diese Knochen sind anfälliger für Brüche. Osteoporose wird daher auch als Knochenschwund bezeichnet.
Die häufigsten Lokalisationen für eine Osteoporose-Fraktur sind der siebte Brustwirbelkörper oder zwischen dem zwöftem Brustwirbelkörper und dem ersten Lendenwirbel. Tragischerweise erleiden viele Osteoporose-Betroffene nicht nur einen Bruch in ihrem Leben, sondern drei, vier oder sogar fünf Brüche. Nicht immer trifft es nur die Wirbelsäule: Gefährdet sind auch Oberschenkel, Unter- und Oberarme, Becken, Kreuzbein, Rippen und das Brustbein.
Weitere Ursachen für einen Wirbelbruch
Auch Knochenkrebs oder Metastasen am Skelett, eine Spondylitis (Knochenentzündung), Knochenerweichung (Osteomalazie) und Rheuma kommen als Auslöser für einen Wirbelbruch infrage. In diesen Fällen bricht der Wirbel ohne erkennbare äußere Verletzung.
Der Wirbelbruch und seine Symptome
Ein Wirbelbruch kann unterschiedliche Symptome mit sich bringen. Welche auftreten, hängt stark davon ab, welcher beziehungsweise welche Wirbel gebrochen sind. Grundsätzlich sind beim Wirbelbruch diese Symptome die häufigsten:
- Schmerzen über dem verletzten Wirbelkörper und den angrenzenden Bereichen der Wirbelsäule
- Mögliche Einklemmung des Rückenmarks, was zu motorischen Ausfällen oder Beeinträchtigungen der Sensibilität führen kann
- Plötzliche Rückenschmerzen, begleitet von Bewegungseinschränkungen und leichten Lähmungen
- Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit, die sich bis in die Arme und Beine ausbreiten können
- Bei einem Schleudertrauma der Halswirbelsäule können Symptome auch erst nach einigen Tagen auftreten
Die meisten Betroffenen suchen oft erst ärztlichen Rat, wenn der Wirbelbruch und seine Symptome bereits stark ausgeprägt sind und die Fraktur auf umliegende Strukturen drückt und Schmerzen verursacht. In solchen Fällen können noch weitere Symptome wie Lähmungserscheinungen in den Extremitäten oder Sensibilitätsstörungen auftreten.
Wirbelbruch mit Symptomen: medizinische Behandlung notwendig
Treten bei Ihnen eine oder mehrere der genannten Symptome auf, sollten Sie schnellstmöglich einen Krankenwagen rufen, denn ein Wirbelbruch ist eine schwerwiegende Verletzung, die schnellstmöglich behandelt werden muss.
Achten Sie beim Warten auf den Krankenwagen darauf, sich nicht zu viel zu bewegen. Jede Bewegung kann eine mögliche Rückenmarksverletzung verschlimmern oder diese verursachen. Vermeiden Sie vor allem drehende und bückende Bewegungen.
Aufgrund der Gefahr von Rückenmarksverletzungen ist es so wichtig, als Ersthelfer:in bei Unfällen die Verletzten nicht oder nur „en block“ zu bewegen. En block bedeutet, dass Sie die Verletzten nur so auf den Rücken zu drehen oder in Seitenlage zu bringen, damit die Wirbelsäule immer gerade ist und nicht gedreht wird.
Diagnose Wirbelbruch – wie erkennt ein Arzt die Fraktur?
Die Diagnose Wirbelbruch erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Hier sind einige wichtige Punkte:
- Anamnesegespräch: Der Arzt fragt Sie nach einem Vorfall, der die Ursache für den Wirbelbruch sein könnte. Zudem fragt er Symptome wie Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl, Problemen beim Wasserlassen oder Stuhlgang und Schluckbeschwerden ab. Auch Vorerkrankungen im Zusammenhang mit dem Skelettsystem werden erfragt.
- Körperliche und neurologische Untersuchung: Der Arzt führt eine gründliche Untersuchung durch, um Beweglichkeit, Gangfähigkeit und neurologische Funktionen zu überprüfen. Dabei prüft er unter anderem die Hirnnerven, die Sensibilität und die Motorik.
- Bildgebende Verfahren: Zur genauen Diagnose eines Wirbelbruchs braucht es bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, eine Computertomographie (CT) und/oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Verfahren ermöglichen es, den Bruch zu erkennen und die Art und das Ausmaß der Fraktur festzustellen. Gegebenenfalls können auch weitere Untersuchungen wie eine Knochendichtemessung oder neurophysiologische Untersuchungen erforderlich sein.
- Einteilung der Fraktur: Der Arzt kann den Wirbelbruch entweder als stabil oder instabil diagnostizieren. Bei stabilen Frakturen sind die Weichteile und Bänder nicht betroffen und der Spinalkanal ist nicht eingeengt. Diese Art von Frakturen heilen in der Regel ohne Operation aus. Instabile Frakturen hingegen werden durch Kräfte verursacht, die von verschiedenen Richtungen auf den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt einwirken. Diese Brüche können schwerwiegend sein und sogar zu einer Querschnittlähmung führen.
Die genaue Diagnose eines Wirbelbruchs ist für die Behandlung entscheidend beziehungsweise für die Auswahl der geeigneten Behandlungsoptionen. Daher ist es wichtig, dass Betroffene mit Wirbelbruch sowohl Symptome als auch Vorgeschichte genau mitteilen, um eine genaue Diagnosestellung zu ermöglichen.
Klassifikation zur Beurteilung von Wirbelbrüchen
Im Jahr 1994 führte Friedrich Paul Magerl (* 21. Mai 1931 in der Steiermark), ein österreichischer Chirurg und Pionier der Wirbelsäulenchirurgie, eine Klassifikation zur Beurteilung von Verletzungen im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule ein. Bis heute erfolgt die Beurteilung von Wirbelbrüchen nach Magerl.
- Typ A: Kompressionsverletzungen – hierbei wird der Wirbel gestaucht. Das passiert vor allem im vorderen Bereich der Wirbel.
- Typ B: Distraktionsverletzungen – durch ein Drehmoment zerreißt der Wirbel in Querrichtung. Solche Verletzungen entstehen überwiegend im hinteren Wirbelbereich.
- Typ C: Rotationsverletzungen – sie entstehen während einer Drehung. Auch längsverlaufende Bänder und nicht selten Bandscheiben sind betroffen.
Instabile und stabile Wirbelbrüche
Neben der Klassifizierung nach Magerl gibt es eine wichtige weitere Unterscheidung bei den Wirbelfrakturen: den stabilen und den instabilen Wirbelbrüchen.
Bei stabilen Wirbelbrüchen besteht keine Gefahr für das Rückenmark. Anders als bei instabilen Wirbelbrüchen: Hier ist das Rückenmark entweder schon beschädigt oder droht, verletzt zu werden. Meistens kommt es zu einer Verletzung des Rückenmarks, wenn der Wirbelbogen verletzt ist oder eine Trümmerfraktur besteht. Zerspringt der Wirbelkörper bei der Fraktur in mehr als sieben Teile, sprechen wir von einer Trümmerfraktur. Diese Einteilung von Wirbelbrüchen ist wichtig, um die Behandlung auszuwählen, die am besten geeignet ist.
Wirbelbruch: Welche Behandlung ist möglich?
Die gute Nachricht zuerst: Wirbelbrüche können gut behandelt werden. Wie erfolgreich die Behandlung ist, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Die Therapiemöglichkeiten variieren je nach Schweregrad der Fraktur und reichen von konservativen Maßnahmen bis hin zu operativen Eingriffen.
Für leichte Stauchungen von Wirbelkörpern, Weichteilverletzungen und stabile Brüche ist in der Regel keine Operation erforderlich. Zur konservativen Therapie zählen:
- Schmerzbehandlung
- Ruhigstellung durch Orthesen
- Massagen
- Elektrotherapie
- Physiotherapie
- Wärme- oder Kälteanwendungen
- Schmerzpsychotherapie
- Bettruhe
Während der Therapie erhalten Sie eine ausführliche Rückenschule. Diese ermöglicht es Ihnen, in Zukunft sorgsam mit dem Rücken umzugehen, um weitere Rückenprobleme nach dem Wirbelbruch sowie Spätfolgen zu vermeiden beziehungsweise das Risiko zu reduzieren.
In einigen Fällen reicht die konservative Therapie nicht aus und es wird ein Wirbelkörperersatz oder eine Kombination der genannten Maßnahmen notwendig.
Bei komplizierten Wirbelbrüchen mit verschobenen Bruchkanten oder Splittern ist eine Operation notwendig. Nur so ist es möglich, das Rückenmark vor (weiteren) Verletzungen zu schützen. Das Ziel der operativen Behandlung ist es, die Wirbelsäule schnellstmöglich wieder auszurichten und zu stabilisieren. Das verringert den Druck auf die Nerven. Die Wiederherstellung der Stabilität der Wirbelkörper und der gesamten Wirbelsäule ist entscheidend, um Schmerzen zu lindern und das Rückenmark zu schützen.
Die Mikrochirurgie ermöglicht durch die sehr feinen Instrumente ein äußerst präzises Vorgehen. Damit gelingt es, Nervenbahnen vom Druck der verschobenen Bruchkanten zu befreien und damit Schmerzen und mögliche neurologische Ausfälle möglichst zu lindern. In einigen Fällen sind Stabilisierungsmaßnahmen wie Spondylodese erforderlich. Bei dieser Operation verbindet der behandelnde Arzt zwei oder mehr Wirbel durch Schrauben und Metallstangen miteinander. Dadurch stellt er die Stabilität der Wirbelsäule nach einem Wirbelbruch wieder her, sodass keine Gefahr mehr für das Rückenmark besteht. Gleichzeitig lindert diese Operation Rückenschmerzen, die durch die Fraktur entstanden sind.
Wirbelbruch – Auswahl der richtigen Behandlung
Beim Wirbelbruch hängt die Behandlung von Ihrem individuellen Fall ab, einschließlich Ihres Alters sowie der Art der Verletzung, also ob es sich um einen stabilen oder instabilen Bruch handelt, wo die Fraktur lokalisiert ist, wie die Bruchlinien verlaufen und ob Knochenfragmente in den Rückenmarkskanal eindringen.
Prognose nach dem Wirbelbruch: Sind Spätfolgen möglich?
Die Prognose für die Zeit nach einem stabilen, unkomplizierten Wirbelbruch ist in vielen Fällen positiv. Im Allgemeinen gilt: Die Heilungsdauer von einem Wirbelbruch hängt von der Schwere der Verletzungen ab. In der Regel heilt ein stabiler Wirbelbruch ohne Spätfolgen innerhalb weniger Wochen bis Monate. Viele Patient:innen können ihrem gewohnten Alltag relativ schnell wieder nachgehen, ohne Rückenschmerzen oder anderen Folgeschäden.
Jedoch kann ein Wirbelbruch immer Spätfolgen mit sich bringen. Dazu gehören unter anderem die folgenden:
- Verspannungen und damit verbundene Rückenschmerzen
- Verletzungen des Rückenmarks und damit verbundene Störungen der Sensibilität und Bewegungsfähigkeit
- Veränderungen der natürlichen Krümmungen der Wirbelsäule wie Witwenbuckel
- Seitliche Verkrümmungen (sogenannte Skoliose)
Einen positiven Einfluss hat rückenschonendes Verhalten. Damit reduzieren Sie nach einem Wirbelbruch das Risiko für Spätfolgen.
Heilungsdauer bei instabilen Wirbelbrüchen
Bei instabilen Wirbelbrüchen dauert die Heilung etwas länger – bis zu sechs Monaten oder mehr. Leider können trotz eines guten Heilungsverlaufs Rückenschmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit zurückbleiben. Die Dauer der Genesung wird durch verschiedene Faktoren wie dem Alter der Betroffenen, die Schwere der Verletzung und der anschließenden Behandlung beeinflusst.
Daher ist es umso wichtiger, auf sich selbst zu achten. Es ist bekannt, dass sportliche Aktivitäten wie Motorradfahren, Snowboarden und Springreiten ein erhöhtes Risiko für einen Wirbelbruch mit sich bringen. Wenn Sie einer Risikosportart nachgehen, sollten Sie unbedingt die richtige Schutzausrüstung tragen. Rückenprotektoren verhindern oft schlimmere Verletzungen.
Wirbelbruch und mögliche Spätfolgen
Eine schwerwiegende Komplikation, die von Betroffenen am meisten gefürchtet wird, ist eine Querschnittslähmung. Die Segmente des gebrochenen Wirbels durchtrennen in diesem Fall das Rückenmark ganz oder teilweise. Dadurch kommt es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung und oft zu einem Leben im Rollstuhl. Je nach Ausmaß kommt es entweder zu einem Ausfall der motorischen oder sensorischen Fähigkeiten – oder zu beidem.
Die Höhe der Rückenmarksverletzung entscheidet darüber, welche Bereiche des Körpers von der Lähmung betroffen sind. Grundsätzlich gilt: Alles unterhalb der Verletzung ist betroffen. Also führt eine Verletzung des Rückenmarks auf Höhe der Halswirbelsäule zu Beeinträchtigungen im Rumpf und den Beinen (Tetraplegie). Eine Verletzung im unteren Bereich der Brustwirbelsäule hingegen führt zu Beeinträchtigungen in den Beinen (Paraplegie). Bis heute gibt es keine Therapie, die eine Rückenmarksverletzung rückgängig machen oder heilen kann.
Querschnittslähmung durch Wirbelbruch
Viele kennen das Schicksal von Samuel Koch, der bei einer „Wetten dass…?“- Sendung verunglückte und seitdem mit einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt. Aus einem geplant spektakulären Auftritt wurde ein Drama: Koch brach sich bei einem missglückten Sprung über ein fahrendes Auto zwei Halswirbel. Eine dauerhafte Lähmung ist das traurige Ergebnis.
Wirbelbrüche und Schwangerschaft
Wirbelbrüche und Schwangerschaft stellen eine besondere Situation dar. Viele Frauen fragen sich, ob sie nach einer Wirbelsäulen-OP noch schwanger werden dürfen. Wir können Sie beruhigen: Eine Operation nach einem stabilen Wirbelbruch ist – sofern keine anderen Gründe vorliegen – kein Veto für eine Schwangerschaft. Es gibt zahlreiche Frauen, die trotz einer Operation eine gesunde Schwangerschaft erleben und gesunde Babys zur Welt bringen.
Wirbelbruch – Behandlung in der Avicenna Klinik in Berlin
Sie befürchten, dass Sie sich einen Wirbel gebrochen haben oder möchten Ihre bereits diagnostizierte Wirbelfraktur behandeln lassen? Unser erfahrenes Team nimmt sich gerne Zeit für eine ausführliche Diagnostik des möglichen Wirbelbruchs und eine professionelle Behandlung im Anschluss, damit Sie baldmöglichst Ihren gewohnten Alltag wieder aufnehmen können.
Fragen Sie einfach über das Kontaktformular einen Termin an und wir melden uns innerhalb des nächsten Werktages bei Ihnen.
FAQ: häufig gestellte Fragen rund um den Wirbelbruch
Rund um Wirbelbrüche, ihre Symptome, Behandlung und mögliche Spätfolgen tauchen zahlreiche Fragen auf, die wir unseren Patient:innen immer gerne beantworten. Die am häufigsten gestellten Fragen inklusive unserer Antworten, haben wir an dieser Stelle aufgeführt.
Was ist ein Wirbelbruch?
Ein Wirbelbruch ist eine Verletzung des Wirbelknochens, die durch ein Trauma oder eine degenerative Erkrankung verursacht wird. Es kann zu einer Instabilität des Wirbels und zu Einschränkungen der Bewegungsfreiheit führen.
Was sind die Symptome eines Wirbelbruchs?
Ein Wirbelbruch kann Symptome wie Schmerzen im Rücken oder Nacken, eine eingeschränkte Beweglichkeit und Kraftverlust, Taubheitsgefühle oder Kribbeln in Händen und Füßen, instabiles Stehen und Gehen sowie Lähmungen mit sich bringen.
Wie lange dauert es, bis ein Wirbelbruch geheilt ist?
Die Heilungszeit eines Wirbelbruchs hängt von der Art und Schwere des Bruchs sowie von den angewandten Behandlungsmethoden ab. Je nach Schwere des Falls kann es wenige Wochen bis zu einem halben Jahr oder länger dauern.
Wie wird ein Wirbelbruch diagnostiziert?
Um einen Wirbelbruch zu diagnostizieren, führen wir eine Röntgenaufnahme, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) durch. Diese Untersuchungen geben Aufschluss über den betroffenen Bereich, die Art der Fraktur und deren Ausmaß.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem Wirbelbruch?
Die Behandlungsmöglichkeiten für einen Wirbelbruch hängen ebenfalls von der Art und Schwere des Bruchs ab. Mögliche Behandlungsmöglichkeiten sind konservative Therapien, eine operative Behandlung oder eine Kombination aus beidem.
Wie lange darf ich nach einem Wirbelbruch keinen Sport machen, um Spätfolgen zu verhinden?
Auch hier ist eine genaue Prognose nicht möglich, da es von der Art und Schwere des Bruchs sowie der Heilung abhängig ist, aber auch von der Sportart. Sprechen Sie hier gerne mit Ihrem behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten, bevor Sie Ihren Sport wieder aufnehmen.
Informationen zum Artikel
Der Artikel wurde zuletzt am 31.08.2023 geprüft und aktualisiert.
Über den Autor
Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Mit einer Berufserfahrung von mehr als 30 Jahre behandelte er während seiner Laufbahn bisher über 30.000 Patient:innen.
Qualitätsrichtlinien für Inhalte der Avicenna Klinik
Alle Texte und Inhalte werden von medizinisch ausgebildeten, erfahrenen Experten auf diesem Fachgebiet verfasst. Erfahren Sie mehr über unsere Qualitätsrichtlinien für Inhalte.
Quellenangaben und weiterführende Literatur
S. Zwingenberger, A. Thomas, K.-D. Schauer, Alexander C. Disch. Klassifikation und Therapieempfehlung der osteoporotischen Wirbelkörperfraktur. Georg Thieme Verlag. 4. Ausgabe, Stuttgart, 2019.
Dietrich Grönemeyer. Mikrotherapie - Wirbelsäule. Georg Thieme Verlag. 1. Auflage, Stuttgart, 2022.
H. Reichel, H. Wipp, W. Hein. Wirbelsäulenchirurgie: Standortbestimmung und Trends. Steintopf Verlag. 1. Auflage, Darmstadt, 2000
A. Verheyden, U. Spiegl, A. Hölzl. DGU-Leitlinie: Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule. Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU), Berlin, 2018.
Die Avicenna Klinik in Berlin – Ihre Adresse bei Wirbelbrüchen und Co.
Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Gebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeder mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.
Falls Sie sich mit starken Rückenschmerzen, einem Wirbelbruch oder dem Verdacht auf einen solchen in unserer Klinik vorstellen möchten, nutzen Sie bitte den folgenden Kontakt:
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