Spinalkanalstenose-OP: Entscheidung zwischen konservativer Therapie und chirurgischem Eingriff

Die Spinalkanalstenose ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Verengung des Wirbelkanals kommt, der das Rückenmark beherbergt. Diese Verengung kann zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, darunter Rückenschmerzen, Taubheitsgefühle und Muskelschwäche. Die Wahl der richtigen Behandlungsmethode spielt eine entscheidende Rolle, um bei der Spinalkanalstenose die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen.

In diesem Artikel werden wir einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Behandlungsmethoden bei einer Spinalkanalstenose geben. Sowohl eine Operation als auch konservative Therapien werden darin behandelt, um ein umfassendes Verständnis der verfügbaren Optionen zu vermitteln. Dabei gehen wir auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ansätze ein und beleuchten wichtige Aspekte wie Indikationen, Risiken und Erfolgsaussichten.

Ursachen einer Spinalkanalstenose behandeln – mit Operation oder konservativer Therapie

Die Spinalkanalstenose tritt häufig im Alter auf und ist das Ergebnis von Verschleißerscheinungen und Knochenwucherungen im Wirbelkanal. Diese Veränderungen führen zu einer Verengung des Kanals und setzen die Nervenstrukturen im Inneren unter Druck. Dadurch entsteht in Zusammenhang mit einer Spinalkanalstenose eine Vielzahl von Symptomen, zu denen Rückenschmerzen, Taubheitsgefühle und Muskelschwäche gehören.

Ziel einer nachhaltigen Therapie der Spinalkanalstenose ist es, die Symptome zu lindern und die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln. Durch eine wirksame Behandlung sollen die Verengung des Wirbelkanals reduziert und der Druck auf die Nervenstrukturen verringert werden. Dadurch kann nicht nur eine kurzfristige Linderung der Symptome erreicht werden, sondern auch eine langfristige Verbesserung der Lebensqualität und Funktionsfähigkeit.

Konservative Therapieansätze

Die konservative Therapie einer Spinalkanalstenose konzentriert sich darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffene zu verbessern. Hierbei kommen verschiedene Maßnahmen zum Einsatz:

  • Stabilisierende Übungen: Durch gezielte krankengymnastische Übungen kann die Rückenmuskulatur gestärkt und die Wirbelsäule unterstützt werden. Diese Übungen tragen dazu bei, die Belastung auf den verengten Wirbelkanal zu verringern und Schmerzen zu reduzieren.
  • Wärmebehandlungen: Die Anwendung von Wärme, zum Beispiel durch warme Kompressen oder warme Bäder, kann zur Entspannung der Muskulatur beitragen und Schmerzen lindern.
  • Massagen: Durch Massagen können Verspannungen und Verhärtungen in der Muskulatur gelöst werden, was zu einer Schmerzlinderung beitragen kann.
  • Schmerzmedikamente: In einigen Fällen können schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome der Spinalkanalstenose zu lindern. Diese Medikamente können vorübergehend Schmerzen reduzieren und Entzündungen im betroffenen Bereich hemmen.

In einigen Fällen ist es jedoch ratsam, auf konservative Therapien zu verzichten, wenn individuelle Befunde dies nicht zulassen oder sich die Spinalkanalstenose und die damit verbundenen Symptome verschlimmern. Daher ist eine sorgfältige ärztliche Bewertung und eine individuelle Behandlungsentscheidung unerlässlich, um die bestmögliche Therapieoption für jeden Patienten und jede Patientin zu wählen.

Spinalkanalstenose-OP – wann ist sie notwendig?

Bei Spinalkanalstenose wird eine OP in Betracht gezogen, wenn konservative Therapien keine ausreichende Besserung bringen oder die Symptome stark zunehmen. Insbesondere Patient:innen mit starken, in die Beine ausstrahlenden Schmerzen profitieren von einer Operation, um die Nervenstrukturen zu entlasten.

Verfahren bei einer Spinalkanalstenose-OP

Operative Eingriffe aufgrund einer Spinalkanalstenose werden in der modernen Wirbelsäulenchirurgie in der Regel minimalinvasiv durchgeführt. Minimalinvasive Operationen ermöglichen eine schonende Dekompression des Spinalkanals. Durch kleine Hautschnitte werden spezielle Instrumente eingeführt, um die verengten Bereiche zu erweitern und den Druck auf die Nerven zu reduzieren. Diese minimalinvasiven Techniken haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und bieten Vorteile wie eine verkürzte Erholungszeit und geringere Komplikationsraten.

Mikrochirurgie

Bei einem mikrochirurgischen Eingriff zur Behandlung einer Spinalkanalstenose wird ein winziger Hautschnitt gemacht und ein spezielles Mikroskop verwendet, um präzise das verengte Gewebe im Wirbelkanal zu entfernen und den Druck von den Nervenstrukturen zu nehmen, was zu einer Erweiterung des Kanals führt und die Symptome der Stenose lindert.

Endoskopische Verfahren

Bei einem endoskopischen Eingriff zur Behandlung einer Spinalkanalstenose wird ein Endoskop durch kleine Hautschnitte eingeführt, um eine direkte Sicht auf den betroffenen Bereich des Wirbelkanals zu ermöglichen. Unter Verwendung spezieller Instrumente können Verengungen entfernt und die Nervenstrukturen entlastet werden, wodurch eine Erweiterung des Kanals erreicht und die Symptome der Stenose gelindert werden.

Unterschiede je nach Lage der Spinalkanalstenose: LWS oder HWS

Die Spinalkanalstenose kann in der LWS (Lendenwirbelsäule) als sogenannte lumbale Spinalkanalstenose und deutlich seltener im Bereich der Halswirbelsäule als zervikale Spinalkanalstenose auftreten. Bei einer Spinalakanalstenose in der LWS erfolgt der mikrochirurgische Zugang über den Rücken, um dort die Nerven zu entlasten. Bei einer zervikalen Stenose kann der Eingriff entweder von vorne durch den Hals oder durch den Nacken erfolgen, um die Nerven zu entlasten und den Wirbelkanal zu erweitern.

Ablauf einer Spinalkanalstenose-Operation

Der genaue Ablauf der Operation einer Spinalkanalstenose kann je nach Klinik und individuellen Umständen variieren. Hier ist jedoch eine allgemeine Übersicht über den typischen Ablauf:

  • Vorbereitung: Vor der Operation wird der Patient beziehungsweise die Patientin gründlich untersucht. Es können weitere diagnostische Tests wie Bildgebungsverfahren durchgeführt werden, um den genauen Zustand des Wirbelkanals zu bestimmen. Die betroffene Person wird über den geplanten Eingriff aufgeklärt und erhält Anweisungen zur Vorbereitung, wie beispielsweise zum Fasten vor der OP.
  • Betäubung: Vor dem Eingriff wird meistens eine geeignete Betäubungsmethode festgelegt. Dies ist in der Regel eine allgemeine Anästhesie, bei der der Patient oder die Patientin während des gesamten Eingriffs schläft.
  • Positionierung: Die betroffene Person wird in eine geeignete Position gebracht, um einen optimalen Zugang zum Operationsbereich zu ermöglichen. Dieser kann sich je nach Lage der Spinalkanalstenose im Rücken oder Halsbereich befinden.
  • Durchführung der Operation: Der Chirurg oder die Chirurgin führt den Eingriff gemäß der geplanten Operationsmethode durch – also mikrochirurgisch oder endoskopisch. Dabei wird das verengte Gewebe entfernt, um die Nervenstrukturen zu entlasten und den Wirbelkanal zu erweitern.
  • Nachsorge: Nach der Operation wird die betroffene Person in den Aufwachraum gebracht, wo sie sorgfältig überwacht wird, bis sie aus der Betäubung erwacht. Schmerzmittel und gegebenenfalls weitere Medikamente werden zur Schmerzkontrolle verabreicht. Je nach Verlauf und individuellen Bedürfnissen kann der Patient oder die Patientin entweder stationär in der Klinik bleiben oder ambulant nach Hause entlassen werden.
  • Rehabilitation und langfristige Betreuung: Die postoperative Rehabilitation spielt eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung der Muskelfunktion, der Mobilität und der Vermeidung von Komplikationen. Dies kann physiotherapeutische Übungen, eine individuelle Betreuung und gezielte Nachbehandlung umfassen. Die langfristige Betreuung zielt darauf ab, die Ergebnisse der Operation aufrechtzuerhalten und das Risiko von Rückfällen zu minimieren.

Risiken und Erfolgsaussichten der Operation

Die Spinalkanalstenose-Operation birgt wie jeder chirurgische Eingriff potenzielle Risiken und Komplikationen. Dank der fortschrittlichen Operationstechnik mit dem Mikroskop treten Komplikationen jedoch selten auf. In deutlich weniger als einem Prozent der Fälle kann es zu einer Wundinfektion kommen, die oftmals erfolgreich mit einer Wundspülung und Antibiotikatherapie behandelt werden kann. In der Avicenna Klinik ist dieser Fall bei mehr als 20.000 behandelten Patient:innen genau einmal vorgekommen.

Bei der Operation besteht zudem das geringe Risiko einer Nervenverletzung, da die eingeklemmten Nervenstrukturen befreit werden. Sollte dieser unwahrscheinliche Fall eintreten, erholt sich der betroffene Nerv in den meisten Fällen wieder, selten bleibt eine bestehende Schwäche zurück. Sehr selten kann es außerdem zu Nachblutungen kommen, die den Nerven komprimieren. In solchen Fällen ist eine operative Entfernung des Blutergusses erforderlich.

Eine Spinalkanalstenose-OP zeigt in der Regel eine sofortige Wirkung, und bei etwa 80 Prozent der Patient:innen beobachten wir langfristig eine deutliche Besserung. Die geringe Komplikationsrate macht die Operation auch für ältere Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 70 und 90 Jahren zu einer sinnvollen Therapieoption.

Rehabilitation und langfristige Betreuung nach der OP

Die Rehabilitation nach einer Spinalkanalstenose-Operation ist entscheidend, um die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit wiederherzustellen und Rückfällen vorzubeugen. Eine individuell angepasste physiotherapeutische Betreuung und langfristige Nachsorge spielen eine wichtige Rolle bei der langfristigen Erholung und Prävention von weiteren Rückenbeschwerden.

Fazit zur Spinalkanalstenose-OP

Die Spinalkanalstenose-OP stellt eine wichtige Option zur Behandlung der Verengung des Wirbelkanals dar, um Symptome wie Rückenschmerzen, Taubheitsgefühle und Muskelschwäche zu lindern. Dank moderner minimalinvasiver Techniken und einer hohen Erfolgsaussicht ist die Operation eine wirksame Methode, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Eine sorgfältige Rehabilitation und langfristige Betreuung sind ebenfalls entscheidend, um die Muskulatur zu stärken und Rückfällen vorzubeugen.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 28.06.2024 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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