Iliosakralgelenk-Syndrom - ISG Blockade, Diagnose, Therapie

Was ist das Iliosakralgelenk (ISG)?

Das Iliosakralgelenk (ISG) verbindet den unteren Abschnitt der Wirbelsäule mit den Beckenschaufeln im Beckenbereich. Es liegt zwischen dem Darmbein (Ilium) und dem Kreuzbein (Sakrum) und wird daher auch als Darm-Kreuzbein-Gelenk bezeichnet. Das ISG ist ein handtellergroßes Gelenk, das das am wenigsten bewegliche und unbekannteste Gelenk unseres Körpers ist. Im Vergleich zu "typischen" Gelenken wie dem Kniegelenk, dem Ellbogen oder der Schulter hat das ISG einen begrenzten Bewegungsspielraum. Es handelt sich um ein straffes Gelenk mit einem engen Gelenksspalt.

Während der Geburt eines Babys spielt das Iliosakralgelenk der Mutter eine besondere Rolle. Durch eine geringe Bewegung des Kreuzbeins im Verhältnis zum Darmbein, die als Nutationsbewegung bezeichnet wird, und die damit verbundene Dehnung der Schambeinfuge, wird der Beckenring erweitert. Dies ist wichtig, um den Durchtritt des Kopfes des Kindes bei der Geburt zu ermöglichen.

Das Iliosakralgelenk kann für die meisten Menschen unbemerkt bleiben, bis Schmerzen im unteren Rücken auftreten. Bei Beschwerden im Zusammenhang mit dem ISG ist es wichtig, einen Facharzt wie einen Orthopäden oder einen Physiotherapeuten aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und eine angemessene Behandlung einzuleiten. Eine gründliche Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Verfahren können helfen, die Ursache der Schmerzen zu identifizieren und eine individuelle Therapie zu planen.

Was ist eine ISG-Blockade?

Die ISG-Blockade ist ein Zustand, bei dem das Iliosakralgelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt oder blockiert ist. Das Iliosakralgelenk verbindet das Darmbein (Ilium) mit dem Kreuzbein (Sakrum) im Beckenbereich. Normalerweise ermöglicht das Gelenk geringfügige Bewegungen, um Stöße abzufedern und die Kräfte auf die Wirbelsäule zu übertragen. Bei einer Blockade ist diese Beweglichkeit gestört, was zu Rückenschmerzen führen kann.

Die ISG Blockade als Auslöser von Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, von dem fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal betroffen ist. Etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung leidet regelmäßig unter Rückenschmerzen, wobei Beschwerden im unteren Rücken besonders häufig auftreten.

Bei vielen dieser Patienten sind die Schmerzen auf das Iliosakralgelenk (ISG) zurückzuführen. Es wird geschätzt, dass etwa 60 bis 80 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens eine ISG-Blockade mit lokalen Muskelverspannungen in der benachbarten Lendenwirbelsäule (LWS) und im Gesäßbereich erleben. Eine Blockade des Iliosakralgelenks kann in jedem Alter auftreten und betrifft sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen.

Die Ursachen für das ISG Syndrom können vielschichtig sein

Das Iliosakralgelenk-Syndrom kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter:

  • Überbelastungen im Sport
  • Zug- oder Druckbelastungen auf den Bandapparat des Gelenks (z. B. schweres Heben oder Übergewicht)
  • Falsche Sitzhaltung
  • Reizungen, Verschleiß oder Entzündungen der Gelenkflächen aufgrund der straffen Bänder und der geringen Belastbarkeit
  • Ruckartige Bewegungen, Stürze oder Verdrehungen des Beckens, die zu Verrenkungen oder Brüchen des Kreuz-Darmbein-Gelenks führen können
  • Arthrose im Iliosakralgelenk

Darüber hinaus können Veränderungen oder Erkrankungen der Wirbelsäule selbst zu einer erhöhten Belastung des Iliosakralgelenks und damit zu Beschwerden führen. Mögliche Ursachen für Schmerzen im ISG können sein:

Es ist wichtig, die individuellen Ursachen und Faktoren zu ermitteln, um eine gezielte Diagnose und Behandlung des Iliosakralgelenk-Syndroms zu ermöglichen.

Was sind Symptome des ISG Syndroms und der ISG Blockade?

Der Hauptbeschwerde bei einer ISG-Blockade sind Rückenschmerzen. Studien zufolge werden etwa 25 Prozent aller chronischen Rückenschmerzen mit dem Iliosakralgelenk in Verbindung gebracht. Typischerweise werden chronische ISG-Schmerzen von Patienten als Schmerzen im seitlichen Becken, der Hüfte und/oder der Leistengegend wahrgenommen. Einige Patienten berichten auch von Schmerzen im Unterbauch, die durch Verspannungen des Lenden-Darmbeinmuskels verursacht werden. Oft strahlen die Schmerzen in das Gesäß, die Leiste und den unteren Rückenbereich aus.

Zusätzlich werden auch Symptome wie Kribbeln, Ameisenlaufen und Missempfindungen beobachtet. Interessanterweise können sogar Knieschmerzen auf eine ISG-Blockade hinweisen. Rückenschmerzen, die durch Probleme im Iliosakralgelenk verursacht werden, nehmen im Laufe des Tages an Intensität zu. Besonders schmerzhaft sind Bewegungen und Belastungen wie das Aufrichten, das Drehen des Körpers, das Heben schwerer Gegenstände und langes Stehen.

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Frühzeitige ärztliche Abklärung und Diagnose sind entscheidend

Bei Verdacht auf eine ISG-Blockade ist eine frühzeitige ärztliche Abklärung wichtig. Ein spezialisierter Wirbelsäulenspezialist kann durch gründliche Untersuchungen und Bildgebung eine genaue Diagnose stellen. Frühzeitige Interventionen wie Physiotherapie und Infiltrationstherapie können helfen, Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Vertrauen Sie auf das Fachwissen Ihres Arztes, um einen effektiven Therapieplan zu erstellen und Ihre Gesundheit wiederherzustellen.

Diagnose Iliosakralgelenk-Syndrom / ISG-Blockade

Gerade weil ein Iliosakralgelenk-Syndrom keine eindeutig typischen Beschwerden verursacht, wird die Diagnose oft erst spät gestellt. Betroffene bleiben dadurch lange Zeit nicht oder nicht passend behandelt. Mit anderen Worten: Die Diagnose von ISG-Erkrankungen erfordert viel Fachwissen. Deshalb gehört die Blockade in die Hand eines Wirbelsäulenspezialisten.

So wird ein Iliosakralgelenk-Syndrom diagnostiziert

Eine Untersuchungsmethode ist das „Mennell-Zeichen“. Der Patient liegt auf dem Bauch und der Arzt fixiert mit einer Hand das Iliosakralgelenk. Mit der anderen Hand hebt er ein Bein an. Sollten Sie Schmerzen im Gelenk verspüren, ist das Mennell-Zeichen positiv und weist auf ein ISG-Syndrom hin.

Außerdem gibt es noch den „Patrick-Test“ in Rückenlage. Sie führen die rechte Hacke zum linken Knie und lassen das angewinkelte rechte Bein zur rechten Seite fallen. Anschließend wird der Test auf der Gegenseite durchgeführt. Bei Schmerzen oder einer eingeschränkten Beweglichkeit, deutet dies auf eine Beteiligung des Hüft- oder Iliosakralgelenks hin.

Dr. Munther Sabarini

Dr. Munther Sabarini zur Diagnose

„Auch bildgebende Verfahren wie CT oder MRT können bei der Diagnose helfen. Sie allein genügen jedoch nicht. Letzten Aufschluss, ob es sich um ein ISG-Syndrom handelt, gibt eine gezielte Gabe von Schmerzmitteln – und zwar direkt in das Iliosakralgelenk. Ist der Schmerz schnell verschwunden, deutet das klar auf die Erkrankung hin.“

Wie sieht die Therapie bei einer ISG-Blockade aus?

Die Therapie bei einer Gelenk-Blockade des Iliosakralgelenks kann auf verschiedene Weise erfolgen. In den meisten Fällen bessern sich die Beschwerden von selbst, sodass es ausreicht, für einige Tage die Belastung zu reduzieren und Schmerzmittel einzunehmen. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsoptionen, um eine ISG-Blockade zu lösen.

Eine physiotherapeutische Behandlung mit speziellen Übungen für das Iliosakralgelenk kann ein sinnvoller Therapieansatz sein. Durch gezielte Übungen kann die Beweglichkeit des Gelenks verbessert werden. Darüber hinaus kann auch Wärmebehandlung dazu beitragen, ISG-Beschwerden zu lindern. Speziell ausgebildete Ärzte oder Physiotherapeuten können mit manueller Therapie Gelenkblockaden lösen. Dabei werden zwei verschiedene Verfahren angewendet: Die Mobilisation, bei der das betroffene Gelenk durch vorsichtiges Dehnen beweglicher gemacht wird, und die Manipulation, bei der durch kurze Krafteinwirkungen (Impulse) auf das Gelenk ein neu aufgetretenes ISG-Syndrom behandelt wird.

Eine weitere therapeutische Möglichkeit ist die Infiltrationstherapie. Hierbei spritzt der Arzt betäubende Medikamente (Lokalanästhetika) direkt an den Ort der Schmerzentstehung. Die Injektion kann entweder in den Bandapparat des Iliosakralgelenks oder direkt in den Gelenkspalt erfolgen. Neben Lokalanästhetika können auch entzündungshemmende und schmerzlindernde Glukokortikoide wie Kortison gespritzt werden. Bei anhaltenden Beschwerden kann eine Denervation unter Bildwandler-Kontrolle durchgeführt werden. Dabei werden die gereizten Nervenäste des Spinalnervs stillgelegt. Falls diese Maßnahmen nicht ausreichend helfen, kann eine Versteifung des betroffenen Segments in Erwägung gezogen werden, was Teil moderner Behandlungskonzepte ist.

Prognose zum ISG-Syndrom - so bauen Sie sich eine gesunde Muskulatur auf

Nach der Therapie ist es wichtig, dass der Betroffene langfristig ein rückengerechtes Verhalten im Alltag und in der Freizeit entwickelt, um den medizinisch herbeigeführten Erfolg langfristig aufrechtzuerhalten. Krankengymnastik und physiotherapeutische Übungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Die richtigen Übungen tragen dazu bei, eine gesunde Muskulatur aufzubauen und gezielt zu stärken. Insbesondere die Kräftigung der Becken-stabilisierenden Muskulatur ist empfehlenswert. Es ist generell wichtig, dass Betroffene sich regelmäßig bewegen, um die Gelenkschmiere zu aktivieren. Wenn man längere Zeit am Schreibtisch sitzt, sollte man beispielsweise auf eine bewegliche Rückenlehne achten, regelmäßig aufstehen und den Oberkörper strecken. Eine hilfreiche Maßnahme kann auch das Nutzen einer Medizin-App auf dem Computer sein.

Durch eine konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen kann die Prognose für das ISG-Syndrom verbessert werden und der Patient kann seine Muskulatur stärken sowie die Rückengesundheit langfristig erhalten. Es ist ratsam, dabei den Rat eines Facharztes oder Physiotherapeuten einzuholen, um die Übungen optimal auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 05.06.2023 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

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Quellenangaben und weiterführende Literatur

  • R. Bornemann, P. Pflugmacher, E. M. W. Koch et al.: Moderne Diagnostik und minimalinvasive Operationsmethoden bei Patienten mit schmerzhaftem Iliosakralgelenksyndrom. Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie, 155(03), 281-287, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2017.

  • M. Schwarze, A. Schenker, M. Schiltenwolf, M. Akbar: Iliosakralgelenk und Schmerz. Der Schmerz, 34, 357–368, 2020.

  • F. Niethard, J. Pfeil, P. Biberthaler: Orthopädie und Unfallchirurgie. 8. Auflage. Stuttgart, 2017.

  • H. Lippert: Lehrbuch Anatomie. Urban und Fischer, München, 2017.

  • T. Theodoridis & J. Krämer: Injektionstherapie an der Wirbelsäule: Manual und Atlas, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2017.

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