Was ist eine Bandscheibenprothese?
Täglich gibt es weltweit Fortschritte in der Medizin. Zu den großen Errungenschaften gehören Implantate. Die chirurgische Medizin kann beispielsweise Herzen und Lungen implantieren, um Leben zu retten. Zu diesen grandiosen Fortschritten gehört auch die Implantation einer Bandscheibenprothese, um Schmerzen zu lindern und somit die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten zu verbessern. Die künstliche Bandscheibe hat deshalb längst einen festen Platz in der operativen Behandlung von Bandscheibenvorfällen und anderen Bandscheibenschäden sowie Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule. 90 Prozent aller Bandscheibenprothesen werden an der Halswirbelsäule (HWS) operiert. Der Grund: Bei einem Funktionsverlust der Bandscheibe in der HWS führt das schneller zu Folgen wie chronischen Schmerzen, Nervenbelastungen, Verlust der Nervenfunktion oder Taubheit als beispielsweise in der Lendenwirbelsäule (LWS).

Behandlungsdetails zur Bandscheibenprothese
Behandlungsdauer: circa 90 Minuten
Klinikaufenthalt: sieben bis zwölf Tage
Ziel der Implantation einer künstlichen Bandscheibe in der LWS
Ziel der Implantation einer künstlichen Bandscheibe in der LWS ist es, die Mobilität und Funktionsfähigkeit des betreffenden Wirbelsäulenabschnitts zu erhalten. Dies geschieht indem das Implantat nach der Operation die solide, knöcherne Verbindung mit den angrenzenden, natürlichen Wirbeln herstellt. Dazu besteht die Bandscheibenprothese aus zwei Metallplatten – aus Titan oder einem Kobalt-Chrom-Molybdän-Gemisch – sowie einem weichen, elastischen Kern, der meistens aus Polyethylen besteht. Die Implantate haben eine unterschiedliche Größe, Form, Höhe und Winkelgrad und passen sich dadurch perfekt an den Patienten an.
Wann ist die Implantation einer Bandscheibenprothese in der LWS sinnvoll?
Wann kommt die Implantation einer Bandscheibenprothese in der LWS für Sie infrage? Grundsätzlich gilt folgendes: Erst nach Feststellung der Ursache Ihrer Schmerzen und Beschwerden beginnen wir in der Avicenna Klinik mit einer gezielten individuellen Behandlung. Für jeden Patienten beziehungsweise jede Patientin entwickeln wir nach ausführlichen Gesprächen und Untersuchungen ein individuelles Programm zur Wirbelsäulentherapie. Hierbei ist immer auch Ihre aktive Mitarbeit gefragt, denn selbst die beste Operation kann nicht helfen, wenn Patient:innen nichts für sich tun. Die Implantation einer Bandscheibenprothese in der LWS ist grundsätzlich eine von mehreren Behandlungsmöglichkeiten.
Wenn konservative Therapien – Physio- bis Schmerztherapie – bei starker Bandscheibenabnutzung (Degeneration), die mit Bandscheibenvorfällen oder Protrusionen einhergeht, keine ausreichende Wirkung zeigen, können wir die erkrankte Bandscheibe durch eine Disc-Prothese ersetzen. Es kommen auch Patienten mit frischen Bandscheibenvorfällen der Lendenwirbelsäule für eine Behandlung mit künstlicher Bandscheibe infrage, wo die Beweglichkeit in der Wirbelsäule mindestens zum Teil erhalten ist. Bei jüngeren Patient:innen ist das auch möglich, wenn mehr als eine Etage betroffen ist. Bei der Bandscheibenersatz-Therapie besteht ein wichtiger Vorteil gegenüber einer Versteifungsoperation (Spondylodese) darin, dass die Beweglichkeit der Wirbelsäule erhalten bleibt. Eine Versteifung der Wirbel und Wirbelkörper kann so verhindert werden.
Besteht bei Ihnen allerdings eine Osteoporose, eine bakterielle Infektion oder ein Tumor an der Wirbelsäule oder eine fortgeschrittene Arthrose der kleinen Wirbelgelenke, ist ein Ersatz der Bandscheibe nicht möglich. In diesen Fällen bestehen andere Alternativen.
Operationsverlauf: Implantation der Disc-Bandscheibenprothese an der Lendenwirbelsäule
Unter Vollnarkose setzen wir einen sechs Zentimeter langen Hautschnitt am unteren Bauchbereich. Zunächst erfolgt die Inzision der Muskelschichten bis zur Darstellung des Peritoneums (Bauchfell). Das Peritoneum wird dann zu Seite verschoben, sodass wir mit Spezialinstrumentarium einen direkten Zugang zur vorderen Seite der Lendenwirbelsäule schaffen, meist L5/S1. Mithilfe eines speziellen Operationsmikroskops und Mikroinstrumenten erreichen wir so die betroffene Bandscheibe. Daraufhin eröffnen wir das vordere Längsband (Ligamentum Longitudinale anterius). Hier entfernen wir zunächst die degenerierte Bandscheibe vollständig aus dem Raum zwischen den Wirbeln. Falls Bandscheibenmaterial (Bandscheibenvorfall) im Spinalkanal vorliegt, entfernen wir das ebenfalls, genauso wie Verknöcherungen, damit das Segment beweglich ist. Anschließend bringen wir die Wirbel in ihre ursprüngliche Höhe und setzen in den dadurch geweiteten Zwischenraum die künstliche Bandscheibe der LWS ein. Das heißt, wir verankern diese zementfrei. Dort dient sie in Zukunft zugleich als Platzhalter und als Bewegungssegment.
Durch die angerauten Oberflächen der Metallplatten verwächst die künstliche Bandscheibe in der LWS in den Wochen nach der Operation mit den angrenzenden Wirbelkörpern. Das gelingt, weil das Knochenmaterial in die beschichteten Grund- und Deckplatten der Bandscheibenprothese einwächst.
Direkt nach der Implantation der künstlichen Bandscheibe
Die Implantation der künstlichen Bandscheibe findet unter Vollnarkose statt und dauert circa 90 Minuten. Nach dem Eingriff kommen Sie in einem Aufwachraum. Hier sind Sie bei unserem Pflegepersonal unter bester Aufsicht. Es werden also, wie üblich, Ihre Herz- und Lungenfunktionen überwacht. Das aufmerksam und gut geschulte Team lässt Sie nicht aus den Augen. Am Operationstag empfehlen wir prinzipiell Bettruhe.
Die nächsten Tage nach der Bandscheibenoperation
Die Implantation einer Bandscheibenprothese erfordert den hochkonzentrierten Einsatz eines erstklassigen OP-Teams. Es ist auch für Patient oder Patientin nach dem Eingriff wichtig, die Anweisungen des behandelnden Arztes genau zu befolgen, um die Erfolge nicht zu gefährden. Grundsätzlich gilt: Der Klinikaufenthalt wird etwa zehn Tage dauern und die Schonzeit beträgt insgesamt gut vier Wochen. Während dieser Zeit tragen Sie eine LWS-Stütze. Häufigkeit und Richtung der Bewegungen in der Lendenwirbelsäule müssen nach genauen Anweisungen des Arztes erfolgen. Heben und Tragen von schweren Lasten sollten Sie unbedingt vermeiden. Ihr Arzt gibt Ihnen nach Entlassung aus der Klinik ein Physiotherapie-Programm zur allgemeinen Lockerung der Muskulatur und später zu ihrer Kräftigung mit auf den Weg. Die Arbeitsunfähigkeit beträgt rund acht Wochen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass in dem betroffenen Segment wieder „normale Verhältnisse“ wie vor dem Bandscheibenvorfall herrschen, können Sie Ihre Wirbelsäule auch wieder normal belasten. Mit dem Autofahren und Radfahren sollten Sie allerdings mindestens vier Wochen lang aussetzen. Golf und Tennis sind nach circa zehn Wochen wieder erlaubt.

Vorteile einer künstlichen Bandscheibe
Normalerweise können Sie davon ausgehen, dass mit der Implantation einer künstlichen Bandscheibe eine schmerzfreie beziehungsweise schmerzarme Ära in Ihrem Leben eingeläutet wird. Es wird nur die schmerzhafte Bandscheibe entfernt und durch ein Implantat ersetzt. Dank der modernen Bandscheibenprothesen erhalten wir Ihre natürliche Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule. Das werden Sie besonders zu schätzen wissen, weil das Bewegungssegment vor dem Eingriff wesentlich gestört war. Noch ein Vorteil: Durch die Implantation einer dieser modernen Prothesen ist das Risiko einer sogenannten Anschlussdegeneration der angrenzenden Bandscheiben deutlich gemindert.
Die Operation erlaubt eine gewebeschonende Vorgehensweise ohne Nervenwurzeln zu beschädigen, sodass Sie sich rasch wieder erholen. Komplikationen, wie Nachblutungen oder Entzündungen, sind bei diesem Eingriff äußerst selten. Noch seltener können Strukturen in diesem Bereich verletzt werden. In etwa 15 Prozent der Fälle verliert die Bandscheibe an Elastizität und versteift sich.
Informationen zum Artikel
Der Artikel wurde zuletzt am 30.07.2024 geprüft und aktualisiert.
Über den Autor
Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. In mehr als 30 Jahren Berufserfahrung hat er über 30.000 Patient:innen behandelt.
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Die Avicenna Klinik in Berlin – Ihre Adresse für Bandscheibenprothesen der LWS und mehr
Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Gebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeder mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.
Falls Sie sich mit starken Rückenschmerzen, einem Bandscheibenvorfall oder dem Verdacht auf einen solchen in unserer Klinik vorstellen möchten, nutzen Sie dafür gerne folgenden Kontakt:
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