Zysten in der Wirbelsäule (Spinale Zysten) - Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Was sind Wirbelsäulen-Zysten?

Eine Wirbelsäulen-Zyste ist ein Hohlraum, der sich im Gewebe der Wirbelsäule bildet und von einer umgebenden Membran oder Wand umschlossen ist. Diese Zysten können aus verschiedenen Gründen überall im Körper auftreten und bestehen aus einer oder mehreren Kammern, die mit Flüssigkeit oder einem breiigen Inhalt gefüllt sind. In den meisten Fällen sind Zysten harmlos, können aber je nach Ursache, Größe und Position Probleme verursachen. Wenn sich eine Zyste im Spinalkanal der Wirbelsäule befindet und auf umliegende Strukturen und Nerven drückt, kann dies zu Symptomen des Wurzelkompressionssyndroms führen.

Ähnlich wie ein Bandscheibenvorfall nimmt eine Zyste zusätzlichen Platz im Spinalkanal ein, der normalerweise dem Rückenmark vorbehalten ist. Insbesondere die Nervenwurzeln im Spinalkanal können durch eine Zyste beeinträchtigt werden, was zu verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen der Wirbelsäule führen kann.

Arten von Zysten an der Wirbelsäule

Es gibt zwei hauptsächliche Arten von Zysten an der Wirbelsäule: Wurzeltaschenzysten und Synovialzysten (Gelenkzysten, Ganglion-Zyste, Pseudozyste). In den meisten Fällen handelt es sich um Gelenkzysten, auch bekannt als Gelenksganglien. Häufig treten gleichzeitig mit der Ganglion-Zyste degenerative Veränderungen wie Verschleiß, Spinalkanalstenose oder Wirbelgleiten auf.

Die Geschichte der Zysten reicht weit zurück. Sie wurden erstmals im Jahr 1885 vom britischen Chirurgen William Morrant Baker (1839-1896) erkannt und beschrieben. Im Jahr 1950 wurde eine Facettengelenkzyste erstmals als Ursache einer Nervenwurzelkompression beschrieben.

Wie häufig bilden sich Zysten im Wirbelkanal?

Zysten im Wirbelkanal treten im Vergleich zu anderen Wirbelsäulenerkrankungen wie Spinalkanalstenosen oder Bandscheibenvorfällen seltener auf. Dank der fortschrittlichen Bildgebungstechnik der Magnetresonanztomografie (MRT) werden sie jedoch zunehmend häufiger diagnostiziert und können daher auch als Zufallsbefund auftreten.

Studien zufolge sind etwa 1 Prozent der MRT-Aufnahmen von Patienten Synovialzysten nachweisbar. Diese Zysten können in allen Abschnitten der Wirbelsäule, einschließlich Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule und Kreuzbein auftreten. Am häufigsten sind sie jedoch in der Lendenwirbelsäule anzutreffen, etwa 90 Prozent der Fälle treten dort auf. Innerhalb der Lendenwirbelsäule machen die Zysten etwa 70 Prozent in der Höhe des 4./5. Lendenwirbels aus.

Die meisten betroffenen Personen sind zwischen 58 und 67 Jahren alt, wobei die Diagnose bei etwas mehr Frauen als Männern gestellt wird.

Warum entwickeln sich Zysten an der Wirbelsäule?

Zysten können auf verschiedene Weise entstehen. Hier sind einige Ursachen und Faktoren, die zur Entwicklung von Zysten an der Wirbelsäule beitragen können:

  • Angeborene Zysten: Sie entstehen als Folge von Defekten in der Entwicklung des embryonalen Gewebes.
  • Entzündliche Erkrankungen: Entzündungen in der Wirbelsäule können zu Zystenbildung führen. Zum Beispiel können Infektionen oder entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis dazu führen, dass sich Flüssigkeit oder Gewebe in Form einer Zyste ansammelt.
  • Degenerative Erkrankungen: Verschleißerscheinungen und degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, wie Bandscheibendegeneration oder Arthrose, können die Entstehung von Zysten begünstigen.
  • Verletzungen und Belastungen: Traumatische Verletzungen, wie Wirbelfrakturen oder Bandscheibenvorfälle, sowie wiederholte Belastungen der Wirbelsäule können zur Bildung von Zysten führen.
  • Überlastung der Gelenkkapsel: Bei abgenutzten Wirbelgelenken kann es zu einer vermehrten Zellproduktion in der Gelenkkapsel kommen. Dadurch kann sich die Kapsel ballonartig vorwölben und eine Zyste im Wirbelkanal bilden, die auf Nervenwurzeln drückt.
  • Syringomyelie: Dabei handelt es sich um eine zystische Formation im Zentralkanal des Rückenmarks.

Diese Faktoren können einzeln oder in Kombination dazu beitragen, dass sich Zysten an der Wirbelsäule entwickeln. Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Ursachen für die Zystenbildung nicht in allen Fällen vollständig verstanden sind. Die medizinische Forschung arbeitet weiterhin daran, die Mechanismen hinter der Entstehung von Wirbelsäulenzysten besser zu verstehen.

Was sind die Symptome bei Wirbelsäulen-Zysten?

Symptome bei Wirbelsäulen-Zysten können je nach Art und Lage der Zyste variieren. Oft sind Zysten an der Wirbelsäule auch vollkommen symptomlos.

Im Allgemeinen treten bei Zysten, die in den Spinalkanal hineinwachsen, häufig hartnäckige und ausstrahlende Schmerzen auf. Im Gegensatz zur klassischen Spinalkanalstenose, bei der Rückenschmerzen im Vordergrund stehen, klagen die meisten Patienten mit Wirbelsäulen-Zysten über Nervenschmerzen, die oft ins Bein ausstrahlen. Diese Schmerzen können quälend sein und die Beweglichkeit stark einschränken.

Zusätzlich zu den Schmerzen können auch Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Muskelschwäche auftreten, abhängig von den betroffenen Nervenwurzeln. Bei älteren, teilweise verkalkten Zysten entwickeln sich die Symptome oft schleichend und nehmen im Laufe der Zeit an Intensität zu. Eine spontane Besserung der Beschwerden ist selten, daher ist eine individuell abgestimmte Behandlung, oft in Form einer Operation, erforderlich, um die Symptome zu lindern und die Funktion der Wirbelsäule zu verbessern. Eine genaue Diagnosestellung durch einen Facharzt und eine umfassende Untersuchung sind wichtig, um die Ursache der Symptome zu identifizieren und eine passende Therapie einzuleiten.

Symptome variieren je nach Art und Lage der Zyste

Die Symptomatik von spinalen Zysten variiert je nach Art der Zyste. Hier sind einige wichtige Zusammenhänge zu beachten:

  • Ganglion-Zysten können sich in alle Richtungen im Spinalkanal ausbreiten und sind oft symptomlos.
  • Nach innen gerichtete Gelenkzysten, die in den Spinalkanal wachsen, können bereits ab einer Größe von wenigen Millimetern Symptome wie bei einem Bandscheibenvorfall verursachen.
  • Im Unterschied zur klassischen Spinalkanalstenose klagen die meisten Patienten mit Wirbelsäulen-Zysten nicht über Rückenschmerzen, sondern über ausstrahlende, hartnäckige Nervenschmerzen, vor allem ins Bein, je nachdem welche Nervenwurzel betroffen ist.
  • Die Beschwerden zeigen sich nicht nur während der Bewegung, sondern auch beim Ausruhen.
  • Neben den Schmerzen können auch Symptome wie Taubheitsgefühle oder Muskellähmungen auftreten.
  • Bei älteren, teilweise verkalkten Zysten entwickeln sich die Beschwerden oft schleichend und nehmen mit der Zeit an Intensität zu.
  • Eine spontane Besserung der Symptome ist selten, weshalb bei den meisten Patienten eine Operation unumgänglich ist.

Die genaue Diagnosestellung durch einen Facharzt und eine umfassende Untersuchung sind entscheidend, um die spezifische Art der Zyste zu identifizieren und eine individuell angepasste Behandlung einzuleiten.

Diagnose Zysten - am Anfang steht immer das Anamnesegespräch

Die Diagnose von Wirbelsäulenzysten erfolgt in mehreren Schritten, wobei das Anamnesegespräch einen wichtigen Ausgangspunkt bildet:

  1. Termin beim Arzt: Wenn Sie anhaltende Schmerzen haben oder sich Sorgen machen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Obwohl manche Schmerzen vorübergehend sein können, gibt es bestimmte Anzeichen, die darauf hinweisen, dass ein Arztbesuch erforderlich ist.

  2. Anamnesegespräch: Im Gespräch mit Ihrem Arzt schildern Sie die Gründe für Ihren Besuch und beschreiben Ihre Symptome. Auf dieser Grundlage kann der Arzt die Diagnose weiterführen und entscheiden, welche Untersuchungsmethode am besten geeignet ist.

  3. Bildgebende Verfahren: Bei der Suche nach einer möglichen Zyste wird in der Regel keine Röntgenaufnahme angeordnet, da diese nicht effektiv ist, um Zysten zu erkennen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist die Standardmethode zur Diagnose von Wirbelsäulenzysten. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung von Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule, einschließlich des Spinalkanals, Bandscheibenvorfällen, Zysten, Tumoren, Blutungen und Entzündungen. Die MRT liefert präzise Informationen über die Lage und Ausdehnung der Gelenkzysten. Falls Sie einen Herzschrittmacher haben, kann der Arzt sich für eine Computertomografie (CT) entscheiden, da eine MRT-Untersuchung bei Patienten mit Herzschrittmacher nicht durchführbar ist.

Die genaue Diagnosestellung erfordert die Zusammenführung aller Untersuchungsergebnisse und eine gründliche Analyse durch den Arzt. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um die richtige Behandlungsstrategie einzuleiten und mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Behandlung - wie wird das Problem mit der Zyste gelöst?

Die Behandlung von Wirbelsäulenzysten wird individuell für jeden Patienten entschieden, in enger Absprache zwischen Arzt und Patient. Es gibt verschiedene Ansätze, um mit dem Problem der Zyste umzugehen:

  1. Symptomlinderung: Um die Symptome zu lindern, kann der Arzt gezielte Kortisonspritzen verabreichen. Dadurch können vorübergehend Beschwerdefreiheit und Schmerzlinderung erreicht werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Maßnahme die Ursache der Zyste nicht beseitigt.

  2. Operation: In den meisten Fällen ist eine operative Entfernung der Zyste die bevorzugte Methode, um langfristige Lösungen zu erzielen. Die mikrochirurgische Dekompressionsoperation ist das Verfahren der Wahl. Dabei wird ein kleiner Hautschnitt in der Mitte des Rückens vorgenommen. Unter Verwendung eines Operationsmikroskops wird die Gelenkzyste sorgfältig von den umliegenden Nervenwurzeln abgelöst und anschließend entfernt. Diese minimal-invasive Technik ermöglicht eine schnelle Reduktion oder vollständige Beseitigung der Beschwerden. In einigen Fällen können Verwachsungen vorhanden sein, die ebenfalls gelöst werden müssen.

  3. Parasitenbedingte Zysten: Bei Zysten, die durch Parasiten verursacht werden, kann eine gezielte antibiotische Therapie oft helfen, das Problem zu lösen.

Die Wahl der geeigneten Behandlungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art der Zyste, ihrer Größe, den individuellen Symptomen und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Der behandelnde Arzt wird die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen mit Ihnen besprechen, um eine informierte Entscheidung zu treffen.

Häufig gestellte Fragen zu spinalen Zysten

In den Gesprächen mit unseren Patienten gibt es häufig gestellte Fragen rund um spinale Zysten, die immer wieder auftauchen: Können Zysten überall im Körper entstehen? Sind Zysten gefährlich?

Können Zysten überall im Körper entstehen?

Ja, Zysten können an verschiedenen Stellen im Körper entstehen. Sie können unter der Haut, am Handgelenk, im Kopf, in der Niere, in der Leber und auch in der Wirbelsäule auftreten. Da sie oft keine Symptome verursachen, bleiben sie häufig lange Zeit unbemerkt.

Sind Zysten gefährlich?

Die meisten Zysten sind harmlos. Allerdings kann eine Zyste im Gehirn auf das umliegende Hirngewebe drücken und Symptome wie Sprachstörungen, Gangstörungen oder Sehstörungen verursachen. Im Falle einer Zyste im Spinalkanal können Schmerzen, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche und andere Beschwerden auftreten.

Welche Arten von Zysten gibt es überhaupt?

Neben den Wurzeltaschenzysten und den Synovialzysten gibt es noch andere Arten von Zysten. Eine davon ist die perineurale Zyste, eine mit Hirnwasser gefüllte Ausstülpung der Nervenwurzel im unteren Teil des Liquorraums. Eine weitere Art sind die Arachnoidalzysten, gutartige Zysten, die in der Regel angeboren sind und im Gehirn oder Rückenmark auftreten.

Wie lange bin ich nach einer Operation zur Entfernung einer Wirbelsäulenzyste krankgeschrieben?

Die Dauer der Krankschreibung nach einer Operation zur Entfernung einer Wirbelsäulenzyste kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem individuellen Heilungsverlauf, dem Umfang des Eingriffs und der körperlichen Belastbarkeit des Patienten.

In der Regel wird eine gewisse Erholungszeit benötigt, um den operativen Eingriff zu verarbeiten und die Wundheilung abzuschließen. Je nach Arbeitsbelastung und Art der Tätigkeit kann die Krankschreibung von wenigen Wochen bis mehrere Monate betragen. Es ist wichtig, dass der Patient während dieser Zeit die Anweisungen des behandelnden Arztes befolgt und sich ausreichend Zeit zur Genesung nimmt, um möglichen Komplikationen vorzubeugen.

Die genaue Dauer der Krankschreibung sollte individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, da er die spezifischen Gegebenheiten des Falls am besten beurteilen kann. Nach der Operation erfolgt in der Regel eine regelmäßige Nachsorge, um den Heilungsprozess zu überwachen und die weitere Rehabilitation zu unterstützen.

Prognose - wenn die Zyste entfernt worden ist, sind Sie endlich wieder schmerzfrei

Nach erfolgreicher Entfernung der Gelenkzyste und Überwindung der damit verbundenen Beschwerden lautet die Prognose für Ihren Alltag: Schmerzfreiheit! Durch die Beseitigung der zugrunde liegenden Ursache, die die Schmerzen und gesundheitlichen Probleme verursacht hat, können Sie wieder ein aktives und schmerzfreies Leben führen.

Nach der Operation werden Sie für einige Tage krankgeschrieben sein und müssen sich entsprechend schonen. Es ist wichtig, dem Körper ausreichend Zeit zur Erholung zu geben, damit die Wundheilung optimal verläuft. Nach dieser Erholungsphase können Sie jedoch wieder voller Energie und ohne die Einschränkungen durch die Zyste in Ihren Alltag zurückkehren.

Es ist zu beachten, dass die individuelle Prognose von verschiedenen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel dem Zustand vor der Operation, dem Heilungsverlauf und der eigenen körperlichen Verfassung. Es ist ratsam, die Anweisungen des behandelnden Arztes zu befolgen und regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, um den Genesungsprozess zu überwachen und sicherzustellen, dass keine weiteren Komplikationen auftreten.

Die Entfernung der Zyste stellt einen wichtigen Schritt zur Verbesserung Ihrer Gesundheit dar. Seien Sie optimistisch und freuen Sie sich auf eine schmerzfreie Zukunft, in der Sie Ihre Aktivitäten und Ihren Alltag wieder uneingeschränkt genießen können.

Dr. med. Munther Sabarini

Autor
Dr. med. Munther Sabarini
Facharzt für Neurochirurgie

Informationen zum Artikel

Der Artikel wurde zuletzt am 05.06.2023 geprüft und aktualisiert.

Über den Autor

Dr. med. Munther Sabarini ist Direktor und Gründer der Avicenna Klinik. Der Facharzt der Neurochirurgie hat sich insbesondere auf die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen spezialisiert. Dr. Munther Sabarini hat mehr als 30 Jahre Berufserfahrung. In dieser Zeit behandelte er über 30.000 Patienten.

Qualitätsrichtlinien für Inhalte der Avicenna Klinik

Alle Texte und Inhalte werden von medizinisch ausgebildeten, erfahrenen Experten auf diesem Fachgebiet verfasst. Erfahren Sie mehr über unsere Qualitätsrichtlinien für Inhalte.

Quellenangaben und weiterführende Literatur

Avicenna Klinik Berlin hilft Ihnen gern weiter

Seit dem Jahr 2001 hat die Avicenna Klinik ihren Sitz in Berlin. Unsere Ärzte haben auf ihrem jeweiligen Gebiet (Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Anästhesie, Orthopädie) jeder mindestens 25 Jahre internationale Erfahrung.

Falls Sie sich mit starken Rückenschmerzen, einem Bandscheibenvorfall oder dem Verdacht auf einen solchen in unserer Klinik vorstellen möchten, nutzen Sie folgenden Kontakt:

Avicenna Klinik
Paulsborner Str. 2
10709 Berlin

Telefon: +49 30 236 08 30
Fax: +49 30 236 08 33 11
E-Mail: info@avicenna-klinik.de